Bild nicht mehr verfügbar.

Gallois: "Ich habe keine vorgefertigten Ideen und wir werden sehr pragmatisch sein."

Foto: APA/EPA/Maurizio Gambarini
Paris/Hamburg - Der neue Airbus-Chef Louis Gallois hat zugesichert, in der Krise des Flugzeugbauers bei einer Neuverteilung der Produktion auf Hamburg und Toulouse kein Werk zu benachteiligen. "Alles wird über Dialog und Abstimmung laufen. Wir lassen niemanden fallen", bekräftigte Gallois. Der Airbus-Sanierungsplan "Power8" könne "nur in einem Kontext der Gleichheit" der Airbus-Gründerländer umgesetzt werden, sagte er der Zeitung "La Depeche du Midi" (Toulouse) vom Mittwoch.

"Die Zukunft von Airbus steht auf dem Spiel", mahnte Gallois, zugleich Co-Chef des Mutterkonzerns EADS. "Wegen des Dollarverfalls haben wir seit dem Start des A380 20 Prozent Wettbewerbskraft im Vergleich zu Boeing verloren." Die Befehlskette müsse tiefgehend reformiert werden. "Man kann nicht länger ein System behalten, das in der Kommandokette von Airbus mit verborgenen nationalen und parallelen Hierarchien arbeitet." Die Airbus-Werke in Hamburg und Toulouse stünden jedoch nicht zur Disposition, betonte Gallois erneut.

Ohne Scheuklappen

Den Spekulationen über einen möglichen Verkauf von kleineren Airbus-Werken gab Gallois aber neue Nahrung. "Wir haben alles ohne Scheuklappen geprüft, auch die Boeing-Lösung, die bestimmte Werke verkauft haben. Natürlich will jeder lieber im Kreis des Mutterhauses sein, doch in dieser Frage habe ich noch keine vorgefassten Vorstellungen und wir werden pragmatisch sein", sagte er der Zeitung.

Airbus Deutschland hatte am Dienstag erste Sparschritte in der Krise um die Produktionsverzögerungen beim A380 bekannt gegeben. Die Zahl der hiesigen Leiharbeitskräfte soll von 7.300 um rund 1.000 reduziert werden. Der für die deutschen Werke geltende Airbus-Beschäftigungspakt "SiduFlex" zahlt sich nach Angaben von IG Metall und Betriebsrat in der A380-Krise aber auch für die Leiharbeitskräfte aus. "Ohne die Einbeziehung von "SiduFlex" wäre der Abbau von Leiharbeitskräften um ein Vielfaches höher gewesen", teilten die Arbeitnehmervertreter am Mittwoch in Hamburg mit. In den nächsten Tagen seien weitere Beratungen in den einzelnen Airbus-Standorten geplant, wie die Bestandteile des Beschäftigungspaktes umgesetzt werden. Der Flugzeughersteller hat sieben Werke in Deutschland.

In den Diskussionen um einen Einstieg des Bundes und der Länder bei EADS zeigt sich die deutsche Industrie offen für eine vorübergehende staatliche Beteiligung, um den deutschen Einfluss auf das Unternehmen zu sichern. Es sei verständlich, wenn die Politik als "befristete Zwischenlösung" eine Beteiligung der staatlichen KfW- Bankengruppe an EADS erwäge, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann. Der BDI bevorzuge aber eine privatwirtschaftliche Lösung, sollte DaimlerChrysler einen Teil seiner EADS-Beteiligung tatsächlich verkaufen wollen.

DaimlerChrysler wehrt sich nach einem Zeitungsbericht gegen Bemühungen der Politik, den geplanten Verkauf von EADS-Anteilen des Autobauers schnell zu bewältigen. "Es gibt überhaupt keinen Zeitdruck, das Aktienpaket zu verkaufen. Der Druck wird völlig unbegründet von der Politik auf Daimler ausgeübt, was uns ziemlich verärgert", sagte ein hochrangiger DaimlerChrysler-Manager dem "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe). Derzeit liefen Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Unternehmen über eine Auffanglösung für ein Paket von 7,5 Prozent der EADS-Aktien. Dabei sei eine Pool- Lösung mit privaten Finanzinvestoren favorisiert worden. Demnach solle DaimlerChrysler das Aktien-Paket an eine neue Gesellschaft abgeben, an der sich fünf Finanzhäuser beteiligen wollten. Die Pläne sähen vor, dass die Stimmrechte des EADS-Pakets bei DaimlerChrysler verblieben, der Konzern sich aber um hohe Dividenden für die privaten Investoren bemühe.

Nach einem Bericht der "Welt" (Donnerstag) hat der Hamburger Senat erste Maßnahmen getroffen, um den von der Airbus-Krise betroffenen Zulieferbetrieben zu helfen. Dabei gehe es um Leiharbeitskräfte, von denen Airbus sich trennt sowie um mittelständische Unternehmen, die durch fehlende Aufträge in Not gerieten. (APA/dpa)