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Foto: APA/EPA/Nic Bothma
Hamburg/Frankfurt - Island wird nach der Entscheidung für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs international kritisiert. "Die Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht der internationalen Gemeinschaft und steht im Gegensatz zu den intensiven Anstrengungen, Wale zu schützen", sagte der wissenschaftliche Leiter der internationalen Gesellschaft für Wal- und Delfinschutz (WDCS), Mark Simmonds, am Mittwoch. "Es ist traurig, dass nun auch Finnwale im Nordatlantik wieder bejagt werden."

Die Europäische Union hat die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs durch Island bedauert. "Wenn die EU in dieser Frage alleine entscheiden könnte, dann würde der gesamte kommerzielle Walfang auf Dauer verboten", erklärten die EU-Kommissare Stavros Dimas (Umwelt) und Joe Borg (Fischerei) am Freitag in Brüssel.

"Wale sind ein empfindlicher Teil des biologischen Gleichgewichts der Meeresfauna, die bereits durch ungerechtfertigten Walfang und Verschmutzung bedroht wird." Die EU sehe keinerlei Grund, das Moratorium des Walfangs aufzuheben, das von der Internationalen Walfang-Kommission beschlossen worden sei.

Island hatte am Dienstag angekündigt, zusätzlich zum als wissenschaftlich deklarierten Walfang die kommerzielle Jagd auf Zwerg- und Finnwale wieder aufzunehmen. Wie Nachbar Norwegen argumentiert Island, weiter wachsende Zwergwal-Populationen würden die Fischbestände im Nordatlantik bedrohen.

"Erschreckende Grausamkeit"

Neuseelands Umweltminister Chris Carter stellte die isländische Begründung in Frage. "Aber selbst wenn das so wäre, sind die Methoden zur Tötung der Finnwale erschreckend grausam." Es sei äußerst bedauerlich, dass Island sich weigere zu sagen, wie lange es vom Abschuss der Harpune bis zum Tod des Tieres dauere.

WWF: "Rechtsbruch"

Die Umweltstiftung WWF warf Island einen "Rechtsbruch" vor. Das Argument, Zwergwale würden die Fischbestände im Nordatlantik bedrohen, wies der WWF-Artenschutzexperte Volker Homes zurück. "Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich nicht belegbar", sagte er der dpa. Der Finnwal gehöre zu den stark gefährdeten Arten. Nur Japan mache bisher noch Jagd auf bedrohte Arten. Holmes betonte, dass die Verwertung des Walfleischs ungeklärt sei: "Man weiß nicht, wohin mit dem ganzen Fleisch." Das meiste werde wieder zurück ins Meer gekippt.

Auch der Internationale Tierschutzfonds IFAW kritisierte die Entscheidung. "Unbegreiflich, dass die kleine Inselrepublik den Protest fast der gesamten Welt ignoriert", sagte der Leiter des deutschen Büros, Ralf Sonntag. "Nur wenige Isländer essen überhaupt Walfleisch ­ nach einer Gallup-Umfrage des IFAW sind es nur 1,1 Prozent der Bevölkerung von 300.000 Menschen."

Ein Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) aus dem Jahr 1986 verbietet die kommerzielle Jagd, erlaubt aber Walfang für die Wissenschaft. Island war jedoch nur unter Vorbehalten der IWC beigetreten und sieht sich daher wie Norwegen nicht an das Verbot gebunden. Das IWC-Sekretariat in Cambridge lehnte eine Stellungnahme "wegen mangelnder Hintergrundinformationen" ab. (APA/dpa)