Das kommende Microsoft Betriebssystem Windows Vista nähert sich mit großen Schritten – außer es gibt noch weitere unplanmäßige Verschiebungen – und wirft seine Schatten daher immer größer voraus. Die Frage, ob und was Vista ohne entsprechende Grafikkarte wirklich bringt und was "Vista Ready" bedeutet, soll hier nun geklärt werden.

Drei Varianten

Wie den offiziellen Microsoft Hardware-Guideline zu Windows Vista zu entnehmen ist, gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Rechner. Je besser die Konfiguration, desto größer die Palette der nutzbaren Features – so lässt sich dies wohl am ehesten zusammenfassen. Wie schon beim kommenden Fernsehstandard HD ist hier allerdings mittlerweile eine unübersichtliche Fülle an Bezeichnungen, mit denen die PC-Hersteller ihre Rechner schmücken dürfen, entstanden.

"Vista Ready"

Unter der Bezeichnung "Vista Ready" und dem dazugehörigen Logo, welches die Hersteller auf ihre Produkte kleben dürfen, um trotz der verspäteten Veröffentlichung des Betriebssystems im nächsten Jahr, ihre Rechner im Weihnachtsgeschäft besser verkaufen zu können, gibt es unterschiedliche Klassen. Diese reichen von Rechnern auf denen Vista zwar laufen, aber einige Funktionalitäten nicht zu finden sein werden, bis zu jenen Systemen auf denen Widows Vista sein volles Potenzial ausschöpfen wird.

Es läuft

Ein so genannter "Windows Vista Capable PC" muss über einen "modernen" Prozessor mit mindestens 800 MHz, 512 MB RAM und einen DirectX 9-fähige Grafikkarte verfügen. Diese Mindestanforderungen sorgen dafür, dass Vista läuft – nicht mehr nicht weniger. Der Hersteller weist in diesem Fall darauf hin, dass alle relevanten neuen Funktionen – etwa das heiße Thema Sicherheit – genutzt werden können, verzichtet werden muss aber auf alle grafischen "Zuckerln" oder Spielereien, je nach Sichtweise des Betrachters.

Eine neue Grafikkarte

Nach der Veröffentlichung des zweiten Release Candidate lässt sich sagen, dass ein Rechner mit integriertem Grafikchip für Vista einfach zu wenig sein wird. Dadurch erwarten sich sowohl Hersteller wie auch Analysten eine neue Zielgruppe für den Grafikkarten-Markt. Waren es früher hauptsächlich ExpertInnen bestimmter Branchen oder SpielerInnen, die sich mit Grafikkarten auf dem Desktop auseinandersetzen mussten, so wird es in Zukunft auch "normale" Unternehmen treffen, sofern diese Windows Vista einsetzen wollen. Wer "Aero", die grafische Oberfläche von Windows Vista nutzen will, wird sich eine entsprechend gut ausgerüstete Grafikkarte organisieren müssen – darunter macht Vista wenig Spaß – zumindest optisch.

"Windows Vista Premium Ready PCs"

Ein System, welches den Titel "Windows Vista Premium Ready PC" tragen darf, wird über folgende Basics verfügen müssen: 1 GHz 32-bit (x86) oder 64-bit (x64)-Prozessor, 1 GB RAM, eine Grafikkarte mit Unterstützung von DirectX 9 mit WDDM-Treiber, mindestens 128 MB Grafikspeicher, Pixel Shader 2.0 und 32 Bits per Pixel. Der benötigte Festplattenplatz wird mit rund 15 GB angegeben. Nur ein solcher "Premium"-PC wird dann alle Funktionen in Vista auch wirklich nutzbar machen.

Möglich ist Vieles

Microsoft hat offiziell angekündigt, dass Windows Vista auch in einer abgespeckten Version auf einem Rechner ohne TV-Karte und ohne einen extra Grafikprozessor auf einem Laptop laufen wird – die Frage ist allerdings, ob dies wirklich irgendwer will und braucht. "Um den Charme und die Brillianz von Vista zu sehen, müssen die AnwenderInnen eine gute Grafikkarte haben sonst sieht es aus wie Mist – alles ist verschwommen und die Farben sehen schlecht aus", so Jon Peddie von Jon Peddie Research gegenüber Wired.

Test-Tools

Hersteller wie Intel oder ATI haben, neben Microsoft, bereits Test-Tools für Systeme veröffentlicht, mit denen AnwenderInnen ihren Rechner auf die Vista-Tauglichkeit überprüfen können. Bei ATI nennt sich dies dann Vista Readiness Advisor.

Installation

Wenn Vista installiert wird, dann passt sich das Betriebssystem automatisch dem Leistungsvermögen des Systems an. Allerdings dürfte dies noch einiger Verbesserungen bedürfen, vermeldet Wired, da auf einem PC mit 2-GHz-CPU, 1 GB RAM und einem Stand-alone-Grafikprozessor Vista nicht wirklich überzeugend aussehe und noch nicht die von Microsoft versprochene volle "Vista Experience" liefern würde. Das Aufrüsten mit einer adäquaten Grafikkarte sei notwendig, was an und für sich nicht mehr als 100 Euro zusätzlich bedeuten soll, was an sich nicht viel ist, allerdings im Verhältnis zu den 500 Euro Anschaffungskosten eines reinen Office-Rechners sieht es dann schon wieder anders aus. Vor allem wenn diese Investition lediglich dafür gemacht werden muss, um ein Betriebssystem laufen zu lassen. "Wenn sie ein Reseller sind, dann ist Vista eine gute Nachricht. Sind sie KonsumentIn oder jemand der Hardware kauft, um Software darauf laufen zu lassen, etwa mit einem grafisch aufwendigen Interface, dann wird es frustrierend", so Nathan Brookwood von Insight64 gegenüber Wired.(red)