Jetzt soll eine Hausarztordination eingerichtet werden.

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Wer ein Kind hat, das schon einmal am Wochenende erkrankte, kennt das: Schnell ins Spital - dort platzt die Ambulanz bereits aus allen Nähten. Dann sitzt man mitten drinnen unter den mittel- bis schwerkranken Kids, rundum ein Geschnupfe, Gehuste und Gegreine. Und das dauert ewig lange. Nur, damit sich letztlich vielleicht auch noch herausstellt, dass nur ein gröberes Furzerl das Baucherl gedrückt hatte.

Um diesen regelmäßigen Ansturm auf die Ambulanzen abzufangen, wurde diesen Sommer im Wiener AKH eine erste Kinderfacharzt-Ordination direkt im Krankenhaus eingeführt: "Wenn die Eltern mit ihrem Kind kommen, kann dann gleich entschieden werden, ob es sich um einen leichteren Fall handelt, um den sich der Facharzt kümmert. Oder ob doch eine Behandlung im Spital notwendig ist", erläutert Wiens Gesundheitsstadträtin Renate Brauner das Konzept.

Das sei "nicht nur ökonomisch sinnvoll, weil das Spital mit seinen technischen Einrichtungen der Spitzenmedizin entlastet wird - sondern es hilft vor allem auch den Patienten, weil es die elend langen Wartezeiten verkürzt". Das Projekt wurde von der Ärztekammer unterstützt, die Kosten von rund 180.000 Euro pro Jahr teilen sich die Stadt und die Gebietskrankenkasse.

Die erste Bilanz für die Monate Juli bis September: Immerhin 43 Prozent der Patienten konnten an Wochenenden gleich vom "Notdienst" der Kinderordination versorgt werden - und nur noch 57 Prozent mussten dann tatsächlich im Spital behandelt werden. Die Zufriedenheit sei eine hohe, so Brauner: "Die Ärzte sind happy - und natürlich auch die Eltern und Kinder."

Ordination im SMZ-Ost

Wegen des großen Erfolges wird nun ein weiteres Pilotprojekt vorbereitet: Schließlich sind auch andere Spitals-Ambulanzen vor allem an Wochenenden und nächtens hoffnungslos überfüllt. "Wir wollen daher im kommenden Jahr im Donauspital SMZ-Ost ein Pilotprojekt im Bereich der allgemeinen Medizin starten und eine Hausarztordination einrichten", kündigt Brauner an. Sprich: Dort soll dann wie bei der Kinderordination im AKH vorab entschieden werden können, ob Patienten vielleicht gleich vom "Hausarzt" im Spital versorgt werden können - oder ob sie doch besser ins Donauspital gehen.

Da diese Hausarztordination nicht nur an Wochenenden, sondern auch in der Nacht zur Verfügung stehen soll, wird dieser einjährige Probelauf 410.000 Euro kosten; der Antrag werde in der nächsten Sitzung des Wiener Gesundheitsfonds eingebracht, so Brauner.

Eine Maßnahme, die angesichts des bestehenden Gesundheitssystems eigentlich nur als Kraftakt eingestuft werden kann. Brauner: "Dass es Ordinationen in Spitälern gibt, ist ein großer Schritt über die Grenzen; eine echte Systemüberwindung." (Roman David-Freihsl/DER STADNARD; Printausgabe, 17.10.2006)