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Die wenigsten Innovationen in Gewerbebetrieben speisen sich aus der Grundlagenforschung - meist handelt es sich um Weiterentwicklungen bestehender Angebote

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Alfred Radauer: Bereits kleine Veränderungen können Produkten zum Markterfolg verhelfen

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Innovativ, aber bei ihren Innovationsvorhaben kaum gefördert – so lassen sich die Wiener Klein- und Mittelbetriebe im Gewerbe und Handwerk beschreiben. Das liegt nicht unbedingt an der fehlenden Unterstützung: Nur sechs Prozent der Wiener Gewerbebetriebe haben für ihre Innovationen überhaupt Förderanträge gestellt, so das Ergebnis einer Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wiener Wirtschaftskammer.

30 Prozent der befragten Betriebe – sie stammen aus dem gewerblichen Bereich, sind also zum größten Teil keine High-Tech-Unternehmen - haben in den letzten drei Jahren neue Produkte entwickelt, 37 Prozent haben bestehende Produkte signifikant erweitert oder verändert. Am meisten Neuerungen brachte der Bereich Lebensmittel und Natur hervor, am vergleichsweise wenigsten Innovation gab es im Baugewerbe.

Keine Weltrevolutionen

"Unter Innovation darf man sich hier aber nicht angewandte Forschung und Entwicklung oder Grundlagenforschung vorstellen", betont Studienleiter Alfred Radauer von der KMU Forschung Austria. "Es geht darum, etwas auf den Markt zu bringen, was so noch nicht da war, oder um neue Prozesse im Unternehmen", so Radauer im Gespräch mit derStandard.at. Ob ein Bäcker, der ein Kipferl ein bisschen anders forme, also auch als innovativ gelte? Radauer. "Wenn er es entscheidend verbessert und neu vermarktet, warum nicht." In der Regel werde es sich bei rein marketingtechnisch bedingten Neuerungen aber um keine technologischen Produktinnovationen handeln.

Was bei der Studie besonders auffällt: Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen haben für ihre Innovationen einen der bestehenden Fördertöpfe angezapft. Von jenen, die Anträge gestellt haben, bekamen hingegen fast 80 Prozent einen Zuschuss. Auf die Frage, wo die Unternehmen Barrieren für die Inanspruchnahme von Förderungen im Bereich Innovation sehen, meinten 55 Prozent, sie würden über "zu geringe Information" über das Förderungsangebot verfügen . 40 Prozent der Unternehmen wollen sich mit der Administration der Antragsstellung nicht herum quälen. Und 30 Prozent meinten, es gebe ohnehin "keine geeigneten Förderungen" für ihre Anliegen.

"Nicht high-tech genug"

Das kann Radauer zumindest teilweise nachvollziehen: "Möglicherweise sind diese Betriebe für manche Förderschemata nicht high tech genug", so der KMU-Forscher, und warnt: "Man darf aber auf Low- und Medium-tech Betriebe bei der Innovationsförderung nicht vergessen . Sie haben bis heute eine hohe Bedeutung für die österreichische Wirtschaft."

Generell sei das Gewerbe ja "eher konservativ", sagt Radauer. Wer hier nach Innovationen sucht, finde "wenig radikale Weltneuheiten", sondern eher Verbesserungen bereits bestehender Produkte. Aber gerade diese Innovationen seien manchmal die erfolgreichsten: "Denken Sie an den Ipod: Der ist aus technischer Sicht ja überhaupt keine große Innovation. Mp3-Player hat es vorher schon gegeben. Was neu ist, ist die Benutzerführung, die iTtunes-Schnittstelle und die Vermarktung", sagt Radauer. Ähnlich verhalte es sich bei der Video-Plattform YouTube: "Altbekanntes, neu aufgemacht".

Warum schaffen es aber nur wenige dieser Neuauflagen zum Durchbruch? Radauer: "Alle erfolgreichen Innovatoren zeichnet aus, dass sie auf den Markt gehört haben und darauf achteten, was die Kunden wollen". (Maria Sterkl)