Im Gespräch mit pressetext weist Stephan Pfisterer - Bereichsleiter Bildung, Personal, E-Learning des BITKOM - darauf hin, dass "die kritische Masse in Deutschland gehalten werden muss, um qualitative Anwendungen offen zu halten". Daher fordert der Experte tief greifende Veränderungen im Bildungssystem, wobei die "Schule nicht länger als ingenieurfreie Zone" gesehen werden darf.
Als wesentliche Ursache für diesen rückläufigen Trend werden die seit den letzten zehn Jahren abnehmenden Absolventenzahlen in technischen Studienfächern angeführt. So bildet Deutschland im internationalen Vergleich eine relativ geringe Anzahl von Akademikern aus. Bei nur 21 Prozent Akademikerquote liegt die Bundesrepublik - betrachtet man den Durchschnitt der OECD-Länder mit 35 Prozent - relativ weit abgeschlagen. Rainzer zufolge "ist das deutsche Bildungssystem in die Jahre gekommen und hat strukturelle Eigenheiten entwickelt, die gleichermaßen für Schüler, Studierende und die Wirtschaft nachteilig sind". Dass Deutschland in dieser Hinsicht bald hinten anstehen wird, lässt sich laut Studie auch auf die starre Fokussierung traditioneller Bereiche wie Mathematik und Naturwissenschaften zurückführen. Kritisiert wird hierbei die fast ausschließliche Orientierung an Grundlagenforschung. Im Vergleich dazu bilden andere Industrieländer mehr anwendungsorientierte und somit in erster Linie wirtschaftlich zu vermarktende Ingenieure aus.
Das Beispiel Japan zeigt eine gänzlich andere Absolventenverteilung, da hierbei fünf Ingenieure nur einem naturwissenschaftlichen Absolventen gegenüber stehen. Kurz dahinter China, wobei ein Absolvent der Naturwissenschaften auf 3,5 Ingenieure technischer Studiengänge kommt. Deutschland offenbart mit seiner derzeitigen Situation gerade einmal ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Naturwissenschaftlern und Absolventen technischer Studiengänge. Deutlich wird dieses Verhältnis anhand des Jahres 2004 vor dem Hintergrund 37.000 deutscher Ingenieure und rund 820.000 in China.
Um in der globalisierten Welt auch weiterhin internationale Wettbewerbsfähigkeit leisten zu können, fordert Raizner "eine Verbesserung durch eine intelligente Bildungspolitik". Problematisch sei hierbei nicht die grundlegende Fähigkeit Deutschlands, wissenschaftliche Entdeckungen zu machen, als vielmehr die mangelnde Geschäfts- und Vermarktungsoffensive, wodurch "andere das Geschäft machen", so Raizner. Laut Pfisterer sollte nicht länger am koedukativen Bildungssystem festgehalten werden, weil sonst individuelle Potenziale bei Jungen und Mädchen nicht gleichsam gefördert werden könnten. Eine frühzeitige Technik- und naturwissenschaftliche Prägung träge somit dazu bei, dass Deutschland seinen Rücklauf aufholen kann, so Pfisterer.