Rom - Die italienische Regierung will Cannabis zu therapeutischen Zwecken legalisieren. Gesundheitsministerin Liva Turco arbeitet an einem Gesetzesentwurf, um die Verwendung von Marihuana für Menschen mit chronischen Schmerzen zu regeln. Das Projekt soll demnächst vom Ministerrat gebilligt werden.

"Es gibt chronische Schmerzpatienten, bei denen Cannabis wirksamer ist als alle andere Mittel", erklärte ein Experte. Als Nutzer in Frage kommen unter anderem Krebskranke, die unter permanenter Übelkeit leiden und Multiple-Sklerose-Patienten sowie Epileptiker, Spastiker oder Menschen mit Psychosen, bei denen man "durchwegs gute Erfahrungen gemacht" habe. Grün-Abgeordnete bezeichneten die Initiative der Ministerin als "historischen Schritt", der im Parlament eine offene Debatte über die Verwendung weicher Drogen zu Therapiezwecken fördern könne.

Theoretisches Suchtpotenzial

Die Forschung werde behindert, da Cannabis von der Politik kriminalisiert wird, meinte ein Sprecher der Radikalen Partei, die sich für die Legalisierung der weichen Drogen einsetzt. Es gebe ein theoretisches Suchtpotenzial, aber Abhängigkeit sei im therapeutischen Rahmen kein großes Problem.

Seit dem Regierungswechsel in Italien ist eine heftige Debatte über Suchtgift entbrannt. Sozialminister Paolo Ferrero, Mitglied der altkommunistischen Rifondazione, sprach sich für die Legalisierung weicher Drogen aus, was einen heftigen Protest der Opposition um Silvio Berlusconi ausgelöst hat.

Drogentest für Abgeordnete gefordert

Abgesehen davon sorgt die angebliche Drogenabhängigkeit mehrerer Parlamentarier weiter für Diskussionen. Der ehemalige Kammerpräsident Pier Ferdinando Casini forderte vergangene Woche einen Drogentest für alle Abgeordneten. Er reagierte damit auf die Satire-Sendung "Le Iene", die mehrere Politiker positiv auf Drogen getestet haben will. Für die populäre, bissige Show des privaten Fernsehsenders "Italia Uno" waren 50 Parlamentariern unter dem Vorwand Make uo aufgetragen worden, dass sie an einer TV-Diskussion teilnehmen sollten. Die Schminke enthielt Chemikalien, die Drogen im menschlichem Schweiß nachweisen. Auf diese Weise wurde bei vier Politikern Kokain und bei zwölf Cannabis nachgewiesen. (APA)