London - Eine britische Menschenrechtsbewegung hat den Vereinten Nationen schwere Versäumnisse im Dafur-Konflikt vorgeworfen. Die Weltorganisation hätte das Drama in der westsudanesischen Krisenregion verhindern können, hätte sie aus ihrer Erfahrung mit Ruanda gelernt und rascher auf die Warnsignale reagiert, hieß es in dem am Montag in London veröffentlichten Bericht der Minority Rights Group (MRG).

"Das ganze Ausmaß der Krise, die Morde, Vergewaltigungen und Vertreibungen, waren vorhersehbar", erklärte MRG-Direktor Mark Lattimer. Es habe genügend Anzeichen gegeben, doch seien alle Warnungen ignoriert worden. Und trotz des Völkermords in Ruanda, den die UN nicht verhindert habe, habe sie auch dieses Mal wieder "zu spät reagiert und zu wenig getan".

Zunehmende Spannungen

In ihrem Bericht weist die Gruppe für die Rechte der Minderheiten darauf hin, dass sich der Sonderberichterstatter der inzwischen aufgelösten UN-Menschenrechtskommission schon 2001 besorgt über die zunehmenden Spannungen in Darfur geäußert hatte. Dessen ungeachtet habe die Kommission den Sudan zwei Jahre später von der Beobachtungsliste gestrichen und das Mandat des Sonderberichterstatters für das nordostafrikanische Land beendet. Selbst als sich der Konflikt zuspitzte und die Region eindeutig auf eine Katastrophe zusteuerte, sei die internationale Gemeinschaft untätig geblieben. Stattdessen habe sie sich ganz auf eine Beendigung des Kriegs zwischen der sudanesischen Regierung mit dem Süden des Landes konzentriert.

UN-Sicherheitsrat

Allein seit 2003 sind in Darfur mindestens 200.000 Menschen bei Kämpfen zwischen Rebellen und regierungsfreundlichen Milizen sowie durch Hunger und Krankheiten ums Leben gekommen; mehr als zwei Millionen mussten ihre Dörfer verlassen. Eine erste afrikanische Friedensmission brachte kaum Erfolge. Daraufhin beschloss der UN-Sicherheitsrat Ende August die Entsendung von 17.000 Soldaten und 3.000 Polizisten nach Darfur. Der Sudan wehrt sich bisher allerdings gegen eine UN-Truppe. (APA)