Die grüne Eva Glawischnig (37) soll Dritte Nationalratspräsidentin werden.

Foto: Hendrich
Dass Eva Glawischnig Dritte Nationalratspräsidentin werden soll, ist ein gutes Beispiel für die neue Personalpolitik der Grünen. Von Basisdemokratie keine Rede mehr. Alexander Van der Bellen trifft die Entscheidungen einsam, gibt sie über die Medien bekannt, der Klub darf dann abstimmen. Also zustimmen.

Sie sei "die profilierteste Frau, die wir im Augenblick bei den Grünen haben", argumentiert Van der Bellen die Entscheidung, seine Stellvertreterin in das Nationalratspräsidium zu hieven. Das ist sie in der Tat, und das ist bei den Grünen nicht allen recht. Zeitweilig tauchte sie in den Seitenblicken-Spalten öfter auf als in der Innenpolitik. Derzeit versucht die 37-Jährige dem gegenzusteuern, wenn sie etwa Fotografen, die sie bei öffentlichen Veranstaltungen mit ihrem Kind aufnehmen, mit Klagen droht.

Sohn Benjamin kam im Mai zur Welt, der Vater ist Volker Piesczek, Fußballmoderator beim Privatsender ATV. Geheiratet wurde 2005. Glawischnig war übrigens bauchfrei, was von (männlichen) Journalisten hingebungsvoll kommentiert wurde.

Verglichen mit den "Urgesteinen", von denen es bei den Grünen mittlerweile etliche gibt, ist Glawischnig eine Newcomerin. Seit 1996 ist sie in der Politik, damals wechselte die Juristin von der Umweltschutzorganisation Global 2000 zu den Grünen ins Wiener Rathaus. 1999 wurde sie als jüngste Abgeordnete im Parlament angelobt. Dem Nachwuchs-Status ist sie längst enteilt, sie ist Führungsspitze - gemeinsam mit Van der Bellen das "zweiblättrige Kleeblatt".

Frauen, Umwelt und sie selbst

Jung, fesch und gescheit, aber auch ehrgeizig und machtbewusst: Glawischnig machte sich rasch einen Namen. Ihre Themen: Frauen und Umwelt - und sie selbst. Das Eigenmarketing beherrscht sie ebenso wie ihre Sachthemen.

Glawischnig stammt aus Kärnten, sie wurde in Villach geboren und wuchs in Seeboden am Millstätter See in einem national geprägten Elternhaus auf. Ihre Eltern führten ein Wirtshaus mit angeschlossenem Bauernhof.

1993 schloss sie ihr Studium in Graz mit dem Magisterium ab, 1999 machte sie den Doktor. Ihre Dissertation wies bereits die berufliche Richtung, sie beschäftigte sich mit den Problemen grenznaher Atomkraftwerke. Bei Global 2000 brachte sie dann eine Klage gegen das AKW Mohovce ein.

Arbeiten, kämpfen und gewinnen

Beruflich kehrte Glawischnig 2004 nach Kärnten zurück, wo sie mit den Grünen erstmalig den Einzug in den Landtag schaffte - und sich parteiintern Respekt verschaffte: Glawischnig ist nicht nur für Softthemen gut, sie kann auch arbeiten, kämpfen und gewinnen. Die Erkenntnis daraus: Glawischnig ist des Professors Kronprinzessin. Nicht unumstritten, aber an ihr führt kein Weg vorbei. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe 16.10.2006)