Washington/New York - Die USA haben nach dem mutmaßlichen Atomtest Nordkoreas in Luftproben radioaktive Partikel gefunden. Noch sei aber nicht endgültig klar, ob Pjöngjang wirklich wie behauptet am Montag eine Bombe gezündet habe, hieß es am Samstag in US-Regierungskreisen. Eine andere Untersuchung, deren Ergebnisse am Freitag bekannt wurden, hatte nach Angaben amerikanischer Geheimdienstbeamter keine Radioaktivität nachgewiesen. Auch Japan und Südkorea registrierten bisher keine erhöhte Strahlung.

Spezialflugzeug

Die jüngsten Erkenntnisse der USA stützten sich auf Proben, die am Mittwoch von einem Spezialflugzeug über dem Japanischen Meer eingesammelt wurden. Mit 80-prozentiger Sicherheit sei davon auszugehen, dass es sich bei der Explosion vom Montag wirklich um einen nordkoreanischen Atomwaffentest gehandelt habe, sagte ein US-Regierungsbeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte: "Wir denken nicht, dass sie (die Nordkoreaner) versuchten, einen Atomtest vorzutäuschen. Wir denken, dass es ein nukleares Zischen war - ein gescheiterter Versuch."

Klarheit

Bereits am Mittwoch hatte die französische Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie erklärte, falls es sich um einen Atomtest gehandelt habe, sei dieser gescheitert. Die deutsche Bundesregierung in Berlin geht indes davon aus, dass Nordkorea einen Atomtest durchgeführt hat, wie Kanzleramtsminister Thomas de Maizière laut "Bild am Sonntag" sagte. Klarheit gibt es seiner Einschätzung nach aber erst in der kommenden Woche. Dann könnten Experten bestimmte Gase analysieren, die aus dem Explosionstunnel entwichen seien.

Test ein Bluff?

Dagegen sagte der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, es werde möglicherweise nie ganz klar sein. "Ob der Test ein Bluff war oder nicht, lässt sich mit den Methoden, die wir derzeit zur Verfügung haben, nicht genauer bestimmen", sagte König der "Süddeutschen Zeitung". Grund seien Lücken im globalen Messsystem.

IAEO kann Atomtest nicht bestätigen

Die internationale Atomenergiebehörde IAEO bzw. IAEA hat nach eigenen Angaben keine Informationen darüber, ob Nordkorea vor einer Woche wie behauptet einen Atomtest unternommen hat. "Ich glaube nicht, dass derzeit irgendjemand auf der Welt - außer den Nordkoreanern - wissen kann, wie viel Material bei dieser Explosion verwendet wurde", sagte Vize-Direktor der IAEO, Olli Heinonen, am Montag.

Die IAEO habe einen Ort ausgemacht, wo es eine mögliche Atomexplosion gegeben haben könnte. Nähere Angaben zu dem Ort machte Heinonen nicht. Die einzige Möglichkeit, die Fakten zu ermitteln, sei, wieder IAEO-Inspektoren ins Land zu lassen. (APA/AP)