Wien - Gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen hat die Organisation Global 2000 in Wien gegen die Pläne der bulgarischen Regierung, ein Atomkraftwerk im bulgarischen Belene zu errichten, protestiert. Insgesamt finden laut Aussendung am heutigen Freitag in 23 Ländern Kundgebungen gegen das geplante AKW statt. Die Erfahrungen mit dem bulgarischen AKW Kosloduje hätten gezeigt, dass den Behörden die "Vertuschung von Unfällen wichtiger ist, als die Öffentlichkeit rechtzeitig zu warnen". "Wir befürchten jetzt, dass mit dem geplanten AKW Belene eine weitere atomare Zeitbombe in einem Gebiet mit einem hohem Erdbebenrisiko gebaut wird", begründet Silva Herrmann, Global 2000-Anti-Atomsprecherin, die Proteste.

Näher als Tschernobyl

Auch Österreich sei potenziell gefährdet. Der vorgesehene Standort liegt näher an Österreich als der ukrainische Reaktor Tschernobyl. Ein schwerer Unfall könnte aufgrund der Luftströmungen Österreich stärker treffen als die Katastrophe von Tschernobyl, wartnen die Umweltschützer.

Die Finanzierung des Projekts werde der Knackpunkt für die Realisierung des Risiko-AKW Belene sein, findet Global 2000. "Wir befürchten, dass die österreichische BA-CA bald in die Finanzierung dieses Risiko-Projekts involviert sein könnte, denn der BA-CA-Mutterkonzern Unicredit spielt bei der finanziellen Realisierung des AKW eine entscheidende Rolle", so Herrmann. Global 2000 appelliere daher an die Direktion der BA-CA, ihren Einfluss innerhalb der Unicredit geltend zu machen, um eine Finanzierung durch die Unicredit zu stoppen.

Gespräche anstehend

"In der UniCredit-Gruppe ist noch keine Entscheidung zur Finanzierung gefallen, die BA-CA ist auch nicht direkt involviert", so BA-CA-Sprecher Peter Thier zur APA. "Bevor wir entscheiden, werden wir mit den NGOs Greenpeace und Global 2000 zu Gesprächen zusammenkommen. Im November werde es desweiteren Gespräche in München geben. "Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit den NGOs, wir werden die Argumente der NGOs in einer möglichen Finanzierungsentscheidung berücksichtigen", so Thier.

Vermutung, dass an Sichheit gespart werde

Das AKW Belene soll - Informationen von Global 2000 zufolge - ähnlich dem Typ Temelin mit zwei Blöcken zu je 1000 Megawatt errichtet werden. Die ersten Angebote der Bau-Konsortien seien von der bulgarischen Regierung im Juli 2006 abgelehnt worden, weil sie zu teuer gewesen seien. Jetzt werde an "Billigversionen gebastelt". "Es ist zu vermuten, dass auch an der Sicherheit gespart werden wird", so Herrmann.

Engagement beenden

Sorge äußerte auch Greenpeace. "Investitionen in Atomkraft widersprechen dem von der Bankengruppe selbst postulierten Nachhaltigkeits-Engagement. Bedenklich ist auch, dass das AKW in einer Region gebaut werden soll, die häufig von Erdbeben heimgesucht wird", kritisiert Jan Haverkamp, Greenpeace-Atomexperte, laut Aussendung. "Wir fordern die UniCredit Gruppe auf, ihre Versprechungen hinsichtlich Nachhaltigkeit einzulösen und in Bulgarien in erneuerbare Energien und Energieeffizienz anstatt Atomkraft zu investieren. Nur so kann Bulgarien sich einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung für die nächsten 50 Jahre und darüber hinaus erfreuen. UniCredit soll sein Engagement für das AKW Belene umgehend beenden", so Haverkamp. (APA)