Bild nicht mehr verfügbar.

Wladimir Putin hat Russlands Anteile an EADS offenbar schon aufgestockt, Deutschlands Angela Merkel überlegt noch.

Foto: AP/Schreiber
Berlin - Trotz mahnender Stimmen rückt eine deutsche Staatsbeteiligung am krisengeschüttelten Luft- und Raumfahrtkonzern EADS offenbar immer näher. Die Bereitschaft von Bundesländern mit Airbus-Standorten, sich gegebenenfalls bei EADS zu engagieren, sei etwas, "was in den Überlegungen weiter eine Rolle spielen muss", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag in Berlin. Nach wie vor gelte aber der Satz von Kanzlerin Angela Merkel, dass noch keine Entscheidung über einen Staatseinstieg gefallen sei.

"Deutschland muss Interessen stärker vertreten"

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte, wenn es zu einem konzertieren Engagement von Bund und Ländern bei EADS mit seiner Flugzeugtochter Airbus komme, werde sich der Freistaat beteiligen. SPD-Fraktionschef Peter Struck zeigte sich offen für Überlegungen der Regierung zu einem EADS-Einstieg über die KfW-Staatsbank. Zur Erhaltung von Standorten müsse Deutschland seine Interessen stärker vertreten. FDP-Spitzenpolitiker warnten dagegen vor einem Staatseinstieg und auch in der Union gab es vereinzelt Skepsis.

Unterdessen berichtete eine französische Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise, die russische Staatsbank VTB habe ihren EADS-Anteil auf sechs bis sieben von bisher gut fünf Prozent erhöht. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es seitens des Konzerns aber nicht.

Auch Steg sagte, er habe dazu keinerlei Informationen. Unabhängig davon verwies er darauf, dass Russlands Präsident Wladimir Putin jüngst der deutschen Kanzlerin Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac versichert habe, bei der russischen Beteiligung handle es sich nur um eine Finanz- und nicht um eine unternehmerische Investition. Zugleich unterstrich Steg das gemeinsame Interesse von Deutschland und Frankreich, EADS mit ihrer strategischen Mehrheit in Zukunft gemeinsam zu führen.

Machtbalance in Gefahr

Die deutsch-französische Machtbalance in dem europäischen EADS-Konzern gerät durch die Absicht von DaimlerChrysler in Gefahr, seinen Aktienanteil von 22,5 auf 15 Prozent zu reduzieren. Dies löste in Deutschland Befürchtungen aus, im Zuge der aktuellen Airbus-Krise könnten die deutschen Standorte überproportional von Anpassungen betroffen sein.

Merkel hatte betont, trotz des geplanten Anteilsverkaufs sehe sich DaimlerChrysler auch künftig in einer Verantwortung für EADS/Airbus. Solche Äußerungen machten deutlich, dass es einen ständigen Informationsaustausch zwischen Regierung und dem Stuttgarter Autobauer gebe, sagte Steg. "In einer so sensiblen Frage können sie davon ausgehen, dass die beiden Akteure nicht einfach nebeneinander her agieren, sondern miteinander sprechen." Eine Entscheidung, ob der deutsche Staat - die Bundesregierung oder die Bundesländer - einstiegen, sei weiter offen. Merkel hatte zuvor deutlich gemacht, sie würde einen unternehmerischen deutschen Langzeit-Investor vorziehen.

Die Krise bei EADS/Airbus war Thema bei einem Treffen Merkels in Berlin mit den Unionsministerpräsidenten. Niedersachsens Christian Wulff meinte danach, vor einer Entscheidung über eine Staatsbeteiligung bei EADS sei der Luftfahrtkonzern in der Pflicht, selbst einen Weg aus der Krise aufzuzeigen.

EADS übernimmt BAE-Anteil an Airbus

EADS teilte am Freitag weiter mit, dass man den bisher von BAE Systems gehaltenen 20-Prozent-Anteil an Airbus für 2,75 Mrd. Euro in bar übernommen habe. Airbus gehört damit vollständig zu EADS. Der Preis sei von unabhängigen Experten ermittelt worden, teilte EADS am Freitag in Amsterdam mit. BAE Systems hatte im Juni erklärt, seine Verkaufsoption an EADS ziehen zu wollen. Die Briten hatten dabei auf Risiken bei Airbus hingewiesen. (Reuters/APA/dpa)