Wien - Häppchenweise lüften die Grünen ihre zwei, wie kleine Staatsgeheimnisse gehüteten Personal-Geheimnisse. Geheimnisse, über die die Grünen überhaupt erst seit dem offiziellen Erringen von Platz drei vor der FPÖ verfügen können. Denn als drittstärkste Partei steht der Fraktion rund um Alexander Van der Bellen der Posten der Dritten NationalratspräsidentIn, der bei den Grünen auf jeden Fall eine Präsidentin sein wird, ebenso zu wie ein Sitz in der Volksanwaltschaft.

Auch dort wird im Juli 2007 (bis dahin amtiert noch die FPÖ) eine Frau einziehen - und zwar, wie Parteichef Van der Bellen Donnerstag in einer überraschend einberufenen Pressekonferenz wissen ließ, jene Grünen-Politikerin, die in den vergangenen Tagen als erste Anwärterin auf das Präsidialamt gehandelt wurde: Terezija Stoisits (47), grüne Justiz- und Minderheitensprecherin, sei "die qualifizierteste Kandidatin für dieses Amt", begründete Van der Bellen den Arbeitsplatzwechsel der langjährigen Abgeordneten.

In den 16 Jahren, die die Burgenland-Kroatin bereits im Parlament arbeitet, sei sie ohnehin schon so eine Art "informelle Ombudsfrau und Anwältin" für Bürgeranliegen gewesen, meinte der Grünen-Chef: "Wenn wir eine Ikone auf diesem Gebiet haben, dann ist es Terezija Stoisits."

Die Volksanwältin in spe freute sich über die verbalen Blumen, "das Vertrauen in mich" und den neuen Job mit diesen Worten: "Das ist sowas wie ein Traumjob für mich. Ich glaube, das passt gut zu mir." Stoisits verwies auf die Unabhängigkeit der VolksanwältInnen - "Niemand kann etwas vorschreiben." - und hofft, dass der Nationalrat deren Berichte künftig ernster nimmt.

Präsidentin auf "neu"

Das Rätselraten um die Dritte Nationalratspräsidentin wollen die Grünen bis Anfang kommender Woche weiterköcheln lassen. Die Ankündigung, dieses bisher eher als politischer Alterssitz geltende Amt "neu anlegen" zu wollen, könnte aber ein Indiz dafür sein, dass vielleicht Vizechefin Eva Glawischnig selbst in die Präsidiale einzieht. Ebenfalls im Gespräch sind die außenpolitische Sprecherin Ulrike Lunacek und Frauensprecherin Brigid Weinzinger. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print, 13.10.2006)