Brüssel - Die Erweiterung der EU um Rumänien und Bulgarien könnte für die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde Olaf und ihre rund 380 Mitarbeiter zu einer Herausforderung werden - zumindest der Bericht des EU-Rechnungshofes lässt derartige Schlüsse zu.

Franz-Hermann Brüner, Chef von Olaf, streut den zukünftigen Mitgliedsstaaten allerdings Rosen und ortet "ehrliches Bemühen" um den Aufbau von entsprechenden Strukturen. "Darauf können wir zumindest aufbauen." Aus Brüners Sicht ist der Beitritt der beiden Länder durchaus in Ordnung: "Was unterschätzt wird, ist, dass viele positive Dinge, die mit dem Beitritt verbunden sind, ohne Beitritt nicht geschehen würden. Und die EU-kritischen Stimmen würden Auftrieb bekommen." Dennoch hätte sich die EU aber mit den negativen Seiten auseinanderzusetzen. Geldfälschern wäre es egal, ob ihr Land EU-Mitglied sei oder nicht, sie würden weiter falsches Geld in Umlauf bringen. Wäre das Land aber einmal in der Union, habe man auch eine bessere Handhabe.

Der Beitritt hätte einen "unheimlichen Schub" ausgelöst, sich mit den Problemen in der Justiz und im Finanzbereich auseinanderzusetzen. Die organisierte Kriminalität lasse sich in der EU leichter bekämpfen. Man dürfe nur die Staaten nicht überfordern, denn sie müssten in kurzer Zeit Entwicklungen nachholen, für die andere Länder Jahrzehnte Zeit gehabt hätten.

Allgemein wäre der Betrug in der EU am Vormarsch, wobei es weniger "länderspezifische" Schwerpunkte gebe, sondern anfällige Strukturen ausgenützt würden. Italien leide zwar teilweise unter mafiösen Strukturen, doch seien auf der anderen Seite die italienischen Behörden auch "sehr effizient". (mimo/DER STANDARD, Printausgabe, 13.10.2006)