Rom - Das deutsche Seminar in Rom wird seine Archive über den österreichischen Bischof Alois Hudal öffnen. "Wir wissen nicht, ob die Archive etwas enthüllen werden", sagte der Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, Walter Brandmüller am Mittwoch der Nachrichtenagentur ANSA. Bisher gibt es Brandmüllers Angaben zufolge nur ein bruchstückhaftes Bild von Alois Hudal, dem vorgeworden wird, nationalsozialistischen Würdenträgern nach dem Zweiten Weltkrieg zur Flucht verholfen zu haben. Der 1962 verstorbene Bischof war Sympathisant des nationalsozialistischen Dritten Reiches.

"Ratten-Linie"

Im Jahr 1936 veröffentlichte Hudal eine Abhandlung über "die Grundlagen des Nationalsozialismus". Während des Zweiten Weltkriegs war er Rektor der deutschen Kirche in Rom. Danach soll er Nazi-Größen mit der so genannten "Ratten-Linie" zur Flucht über religiöse Einrichtungen nach Lateinamerika und in den Nahen Osten verholfen haben. Historiker des Vatikans haben immer betont, wenn diese Vorwürfe stimmten, sei dies ohne Wissen von Papst Pius XII. und der damaligen vatikanischen Verwaltung geschehen. Der als "Nazi-Jäger" bekannt gewordene Simon Wiesenthal hatte Hudal als "Nazi-Bischof" und als "Schwarzen Bischof" bezeichnet. (APA/AFP)