Ursprünglich für Germanistik
Eröffnet wurde das Audimax am 14. Dezember 1936. Der größte Hörsaal der Universität war damals für Studierende der deutschen Philologie vorgesehen. Nahe liegend war es also, dass ein Professor des Instituts für Germanistik den ersten Vortrag der Vorlesungsreihe "Vorlesung²" bestreitet: Werner Welzig, emeritierter Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte, dessen Lehrtätigkeit an der Uni Wien 1964 begann, und 1968 auch in das Audimax führte. "Meine erste Tätigkeit im Audimax war die Testur", erinnert sich er sich daran, als er "Stempel in die Studienbuchblätter der Studierenden drücken musste."
"Entmodernisiert und schäbig"
"Dieser Hörsaal ist schäbiger als vor 20 Jahren", stellt Welzig zu Beginn der Vorlesung fest. Die Technik funktioniere nicht, die früheren AufseherInnen bezeichne man nun als BetreuerInnen und das Telefon ist verschwunden - "eine Entmodernisierung also." Eigentlich solle sich der größte Hörsaal der Uni im Zentrum befinden, im Haus am Ring sei das Audimax jedoch nur durch einen Nebeneingang erreichbar. "Zentral sind hier nur die Aula und der Arkadenhof", so Welzig. Das eigentliche Herz einer Universität seien aber die Hörsäle, dort wo die Lehre stattfinde.
"Gibt es denn überhaupt eine andere Möglichkeit als Frontalunterricht in diesem Hörsaal?", regt der Germanistik-Professor zum Denken an. Die Frage, ob die Vorlesung in unserer Gesellschaft noch zeitgemäß ist, stellt sich Welzig erst gar nicht: "Auch Fernsehshows werden frontal vorgetragen", macht er die Studierenden auf die Merkmale der Medienwelt aufmerksam. Dass das Mitschreiben die HörerInnen vom Denken abhalte, hält der Professor für eine falsche Annahme. Vorlesungen verlangen die Fähigkeit, Protokolle zu erstellen, und: "Protokolle werden von denen geschrieben, die wissen, worauf es ankommt."
HörerInnen herausfordern