Die enorm gewagten
Veränderungen, die Triumph an der Speed Triple für das Modelljahr 2006 vornahm, beschränkten sich auf die Farbpalette. Das wäre eigentlich zu wenig, um einen Test zu rechtfertigen. Ja, das sagen Sie. Aber, sind Sie schon einmal eine Speed Triple gefahren? Taten S’ das tun, wenn Sie kunnterten? Eben. Jetzt sagen S’ es selber. Triumph Deutschland war so nett und stellte nur für mich eine weiße Triple nach Wien. Wahnsinn, oder?
Die
vertrocknete Ente, (Oh oh, das gibt Echo. Anm. d. Frau Lektorin), die hier manchmal unter dem Nick "sexiest duck alive" postet, fährt ja eine Speed Triple. Und der Erpel schwärmt davon, dass die Hälfte genug wäre. "Das Schwert aus Hinckley" nennt er sie, die Triple.
Warum er sich
dann trotzdem dauernd von seiner Göttlichen auf einer ausgemergelten Honda herbrennen lässt, kann man wohl unter dem Titel "Ich will am Abend was zu essen kriegen" zusammenfassen. Jedenfalls, beim Herrn Erpel hab ich bereits ein wenig Tripleluft schnuppern dürfen und war schon sehr gespannt auf die Lieferung aus Deutschland.
1050 Kubik,
Dreizylinder, 130 Pferdchen am Treten, 105 Newton am Metern, zwei 320 mm Bremsscheiben vorne, in die je vier Kolben beißen, 220 mm hinten mit Doppelkolben, ein komplett verstellbares Fahrwerk und eine Optik, dass sich daneben die Jazz Gitti wie Twiggy ausnehmen würde. Eh klar, dass da jeder mitmischen wollte. Der Erpel wollte beim Fotoshooting seine Triple dazu stellen.
Der Pteppic
hat extrig sein hart erspartes Haushaltsgeld aus dem Sparstrumpf geholt und sich eine Triumph gekauft, damit er auch am Foto sein kann. Und dann das. Lassen die Buben einfach aus. Der eine hat noch fertig Abwaschen müssen, der andere hatte Hausarrest, weil er den Müll nicht runter getragen hat. Keiner der beiden durfte zum Spielen raus kommen. Also musste ich die Fotos alleine machen. (Nein, Spätzchen, DU bist nicht alleine. Anm. d. Frau Lektorin)
Die Aufgabe
war keine leichte: Frau Floh wollte männliche Models, Slaven R will dauernd kurze Rockerl und lange Beine sehen, in der Redaktion prügeln sie mich aber, wenn ich Frauen auf Motorrädern ablichte. Dann fanden sich noch ein paar ein, die bei der Präsentation des Lösungsvorschlages brüllten: "Traust di nie."
Also
was hätte ich tun sollen? Eben. Ins Rockerl zwängen, Stöcklbock (Danke Gux!) ausborgen und Fotos machen. Echt, das war eine Überwindung. So ohne Leder, auf einem derartig tollen Motorrad? Ich war heilfroh, als ich wieder in die Lederkombi schlupfen durfte. Während sich Graf Foto noch vor Lachen am Boden krümmte, machte ich mich bereit für eine Testrunde.
Eine erste Ausfahrt
machte ich mit der Frau Floh und zwei Freunden. Sagen wir so, wir haben die Triple ganz schön fliegen lassen. Da ist es mit der R6 schon manchmal hart, dran zu bleiben, selbst wenn man so gut fährt wie die Frau Floh. War natürlich ein Gemetzel für die beiden anderen Mopetten.
Ich glaub,
die haben dann am Schluss sogar ein bisserl geweint, weil sie nicht dran bleiben konnten. Aber zum Fotografieren war da nix dabei. Außerdem, soll ich den Graf Foto mit seinem zusammen gerittenen Mountainbike nebenher fahren lassen? Dem ging ja schon die Luft aus, als er die Triple bloß sah. Weitere körperliche Bewegung war von Anfang an ausgeschlossen.
Er konnte
beim Anblick der weißen Britin nicht einmal mehr gerade stehen und hat sich gleich überall anhalten müssen. Vor allem am Lenker. Und dann hat er herumgespuckt, nahm die Zunge zwischen die Lippen und machte "brrrr brrrrr brrrr". Peinlich. Vor allem, als er dann von der verschreckten Triumph abließ und meinte: "Geht wie Sau."
Dass dies
aber wirklich stimmt, stellten wir beim ÖAMTC in Teesdorf unter Beweis. Weiß ja inzwischen jeder, dass der ÖAMTC auf dem Motorrad-Parcours den besten Straßenbelag von überhaupt hat. Wenn ich jetzt sag, dass es deswegen so fein ist, dort Motorrad-Trainings zu absolvieren, klingt das nach Schleichwerbung. Deshalb lass ich das. Soll jeder selber draufkommen.
Jedenfalls
hat uns der Herr Scheiblauer, Chefinstruktor Motorrad beim ÖAMTC in Teesdorf, erlaubt, die Speed Triple am Testgelände auszuführen. Einzige Bedingung: "Spiegelvisier, damit sich unsere Kursteilnehmer nicht fürchten." Und so taten wir. Den Graf Foto stellte ich samt Kamera in die Wiese und fuhr dann Kreiserl um ihn, bis ihm schwindlig wurde.
Die Speed Triple
hat den engen Parcours ganz gut gemeistert. Ich hätte die Rasselbande von der ersten Ausfahrt sicher wieder stehen gelassen. Ist aber auch leicht gemutmaßt, wenn man allein auf der Piste ist. Da kommt man sich schnell einmal schnell vor. Durch die Kurve fegen. Am Scheitel das Gas auf. Raus beschleunigen. Hart anbremsen. Umlegen. Ein Wahnsinn. Da ruckelt nix, da stört nix. Na gut, außer der Uhrzeit. Weil irgendwann mussten wir die Piste verlassen, damit der Motorradkurs abgehalten werden konnte.
Das Schwert
aus Hinckley hat jedenfalls überzeugt. Perfektes Handling. Enge langsame wie auch weite schnelle Kurven sind eine derartige Hetz, dass es mir echt schwer fiel, die Triumph wieder zurück zu geben. Sie ist, und jetzt halten S’ Ihnen fest, das ideale Gerät für die Straße. So etwas hab ich noch nicht erlebt. Das Motorenkonzept des Dreizylinders ist eine Macht. Die Triple schiebt aus dem Drehzahlkeller bis in den Begrenzer so erbarmungslos an, dass man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt.
Ich denke mit Freuden
an die Überholmanöver während des Tests. Zweiter Gang, Gas auf und die Triple marschiert am Hinterradl am herumeiernden Hindernis vorbei. Genial. Die Bremsen sind leicht zu dosieren und packen kräftig zu. Das Getriebe arbeitet perfekt. Kein Wunder also, dass die Speed Triple mit ihren Fahreigenschaften und ihrem auffälligen Äußeren in den letzten elf Jahren Kultstatus erreicht hat. Das Einzige, das mich wundert, ist, dass nicht mehr der britischen Dreizylinder auf unseren Straßen zu sehen sind.
(Und mich wundert,
dass dir nicht klar ist, dass mit ohne gscheitem Sozia-Test das ganze Gschichtl fia d’Wetti-Tant ist. *schmoll* Anm. d. Frau Lektorin) (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Wolf-Dieter "Graf Foto" Grabner, derStandard.at, 11.10.2006)
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IL MOTO
>>> Technische Daten
Triumph Speed Triple
Preis: EUR 12.990,-
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Reihendreizylinder-Motor. Hubraum: 1050 ccm. Leistung: 95 kW/ 130 PS bei 9100 U/min. Max. Drehmoment: 105 Nm bei 7500 U/min. Sechsgang-Getriebe. Antrieb Kette. Telegabel vorne, Zentralfederbein hinten. Bremsen: Zwei Scheiben vorne, eine hinten. Sitzhöhe: 815 mm. Trockengewicht: 189 kg.