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Die russische Meteorologin Evgeniya Klejman überprüft mit einem Geigerzähler die Strahlungswerte in der Atmospäre.

Foto: Reuters/Yuri Maltsev
Laut Angaben der südkoreanischen Zeitung Hankyoreh widersprechen sich die Angaben zur Explosion am Montag grob: So soll China die südkoreanische Regierung Minuten vor der Zündung vor einer Detonation mit einer Sprengkraft von zehn Kilotonnen TNT gewarnt haben. Die bei dem Versuch freigesetzte Energie wurde dann wurden dann auf zwischen 0,8 Kilotonnen (südkoreanisches Institut für Geologie) und 5-10 Kilotonnen (russisches Verteidigungsministerium) geschätzt. Zum Vergleich: die 1945 über Hiroshima abgeworfene Bombe hatte eine Sprengkraft von 12, 5 Kilotonnen TNT.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Nordkoreaner den Test in einer großen Höhle ausführten – dadurch könnte der Explosionsdruck in dem unterirdischen Hohlraum verpufft sein und nur gedämpfte Erschütterungen an die Oberfläche gedrungen sein. Über die Geologie des Testgeländes in der Provinz Kimchaek, 380 Kilometer nordöstlich von Pjöngjang, ist nur wenig bekannt.

Test fehlgeschlagen?

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass die Nordkoreaner eine weitaus größere Ladung zünden wollten, die aber nur teilweise explodierte. Philip Coyle vom Center for Defense Information in Washington geht von einem Teilerfolg der nordkoreanischen Wissenschafter aus.

Falls es sich bei dem „Atomtest“ um die Detonation einer konventionellen Sprengladung gehandelt haben sollte, müssten es die Nordkoreaner geschafft haben, große Mengen TNT zum Testgelände zu bringen, was den zahlreichen über der Halbinsel positionierten Satelliten wohl kaum entgangen sein dürfte.

Bisher wurde jedenfalls keine erhöhte Konzentration radioaktiver Isotope in der Atmosphäre nachgewiesen. Selbst das eigens zur Überwachung des angekündigten Atomtests nach Japan verlegte Spionageflugzeug WC-135C (derStandard.at berichtete) lieferte bisher keine Hinweise auf erhöhte Strahlenwerte.

Frankreich: Angeblicher Atomtest womöglich nie nachweisbar

Der Atomtest wird nach Einschätzung französischer Experten von außerhalb des Landes womöglich nie belegbar sein. Für die Bewertung der gemessenen Erschütterungen müssten noch eine Reihe von Tests gemacht werden, sagte der Sprecher des französischen Atomenergiekommissariats, Xavier Clément, am Mittwoch in Paris. Es könne "angesichts der Schwäche der Signale im Vergleich zu den Hintergrundgeräuschen" sein, dass dies kein eindeutiges Ergebnis bringe. Die Signalstärke lag laut Clément gerade noch in dem Bereich, den die Messstellen der UNO-Kontrollbehörde für Atomversuche (CTBTO) wahrnehmen könnten.

Für die Zündung einer Atombombe sei die gemessene Energie schwach, sagte Clément. Sie habe sicher nicht dem entsprochen, "was derjenige erwartet hat, der sie durchgeführt hat".

Über 2000 Atomtests weltweit

Seit 1945 wurden weltweit mehr als 2000 Atomwaffentests unternommen, knapp die Hälfte davon von den USA. Die Hochphase der Tests in den USA und der damaligen Sowjetunion lag in den sechziger und siebziger Jahren. Seit Anfang der sechziger Jahre wurden die meisten Versuche unter die Erde verlegt.

Insgesamt haben bislang sieben Staaten Atomwaffenversuche durchgeführt: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien und Pakistan. Die USA haben bisher letztmals 1992 eine Atomwaffe getestet, Russland 1990, Frankreich und China 1996. Indien und Pakistan erregten 1998 großes Aufsehen mit einer ganzen Serie von Versuchen. (bed)