Der Blick in eine gewaltige Baugrube: Der 40 Meter tiefe Startschacht in der Lainzer Straße ist fertig – ab November wird auch von hier aus die große Eisenbahnröhre gebuddelt.

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Ende September begann bereits der Vortrieb für den Hauptstollen des Lainzer Tunnels zwischen West- und Südbahn. Zunächst muss aber auch noch ein heikles Projekt abgewickelt werden: Die Unterquerung der Badner Bahn beim Bahnhof Meidling.


Wien – Die großen und teils höchst komplexen Bahnknoten im Westen und Süden Wiens sind bereits weit gehend gediehen – jetzt hat auch das Buddeln für den Hauptstollen des Lainzer Eisenbahntunnels zwischen West- und Südbahn begonnen. Ende September haben die Vortriebsarbeiten im Startschacht Auhof im Westen Wiens begonnen, berichtete Projektleiter Wolfgang Pistauer am Dienstag. Derzeit stünden zwar noch zwei Anrainerbeschwerden zum Verbindungstunnel und der "Güterschleife" vor dem Verwaltungsgerichtshof an – aber die hätten keine aufschiebende Wirkung. "Wir arbeiten daher ganz legal", betonte Pistauer.

Insgesamt ist die Hauptröhre des Lainzer Tunnels aber 6,6 Kilometer lang und erstreckt sich vom Wiental in Auhof bis zur Altmannsdorfer Straße in Meidling. Daher wird auch noch von zwei weiteren Startschächten aus gegraben werden: Im Bereich Lainzer Straße/Preyergasse ist die Baustelleneinrichtung fertig und wurde schon 40 Meter in die Tiefe gegraben. Ab November beginnt der Stollenvortrieb. Und ab Jänner wird dann auch das Erdreich vom Startschacht Roter Berg/Ratmannsdorfgasse ausgehoben.Bis zum zweiten Halbjahr 2010 soll der Rohbau fertig sein.

Vorerst gilt es aber noch ein kniffliges Projekt im Knoten Meidling zu bewältigen: Für die Anbindung zur Donauländebahn ist die Unterführung der U6 im Rohbau fertig – doch jetzt muss noch die Badner Bahn gequert werden, wie der für diesen Abschnitt zuständige Projektleiter Karl Treiber erläuterte. Ende Oktober werden die Bohrpfäle für die Seitenwände des Tunnels errichtet – im Jänner 2007 wird die Deckenwand eingeschoben und darauf wieder die Geleise der Badner Bahn verlegt. Daher gibt es einen Schienenersatzverkehr für die Wiener Lokalbahnen zwischen Philadelphiabrücke und Bahnhof Inzersdorf: vom 26. Oktober bis 4. November und von 6.1. bis zum 7.1.2007.

Tunnel und Bahnhof

Die geplanten Gesamtkosten für den Lainzer Tunnel und die Anbindungen wurden am Dienstag mit 1,2 Milliarden Euro beziffert. Das Ziel ist eine Fertigstellung bis 2013 – der Lainzer Tunnel soll dann gleichzeitig mit einer weiteren Neubaustrecke der Westbahn, in Betrieb gehen: dem Wienerwaldtunnel. Zu diesem Zeitpunkt soll dann auch schon der neue Bahnhof Wien, der zwischen dem derzeitigen Süd- und Ostbahnhof erreichtet werden soll, benützbar sein. "Vom Bahnhof Wien sollen 2013 bereits markante Inhalte verkehrswirksam sein", so Renate Pelz-Nakladal von der ÖBB-Infrastruktur-Bau AG. Für dieses Projekt ist die Wirtschaftlichkeitsprüfung abgeschlossen, diesen Donnerstag soll bei einer Sonderaufsichtsratssitzung der ÖBB das Signal endgültig auf Grün gestellt werden. Die Kosten für den neuen Hauptbahnhof liegen bei den ÖBB nach derzeitigen Schätzungen bei über 600 Mio. Euro; die Stadt Wien soll zusätzlich "mindestens 128 Mio. Euro" dazuzahlen.

Neue "Infobox"

Nähere Informationen zum Lainzer Tunnel bietet seit Dienstag die neue "Infobox", die am Dienstag in den Baustellencontainern an der Lainzerstraße 171/Preyergasse eröffnet wurde. Sie ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. (Roman David-Freihsl/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 11.10. 2006)