Wien – In Wien hat sich etwas bewegt – und zwar positiv: Im Vorjahr verdienten die Frauen in der Bundeshauptstadt im Schnitt "nur" um 22,4 Prozent weniger als die Männer. Zum Vergleich: 1988 hatten die Frauen noch um 31,1 Prozent schlechter verdient. Leichte Verbesserungen gab es laut einer Untersuchung der Arbeiterkammer im gleichen Zeitraum nur in Niederösterreich (von 35,2 auf 34 Prozent) und im Burgenland (von 33,5 auf 32,7 Prozent).

Sonst aber ging die Einkommensschere auseinander: In Oberösterreich etwa verdienten die Frauen 1988 noch um 36,7 Prozent schlechter – 2005 waren es bereits 38,2 Prozent. In Kärnten stieg dieser Wert von 30 auf 33,4 Prozent. Doch auch in Wien gibt es noch einige Ungleichheiten auszumerzen. "Die viel zitierte gläserne Decke hat noch immer keine Tür", konstatierte Montagabend die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak für den Universitätsbetrieb, als ihr im Rathaus der Frauenpreis 2006 von Frauenstadträtin Sonja Wehsely überreicht wurde. Wenngleich sich auch auf der Uni die Zeiten änderten. Als Wodak mit ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit begann, hatte noch ein Universitätsprofessor erklärt: "Männern hört man zu – Frauen schaut man an", erinnert sie sich. Und für Feldforschung müsse man vor allem "gut trinken können", hieß es damals.

Andere, wie die Siemens-Generaldirektorin Brigitte Ederer, haben allein durch ihre berufliche Laufbahn die gläserne Decke durchstoßen. Als Ederer der Frauenpreis überreicht wurde, meinte sie daher lachend: "Viele, die hier sitzen, haben immer gemeint, ich solle mich mehr in der Frauenpolitik engagieren – denen vergönne ich es, dass ich diesen Preis bekomme." Wenngleich sie selbst nie sicher sei, ob sie Preise verdiene: "Ich kenne die Höhen, aber auch die Tiefen – und am Ende ist vieles nur geborgt."

Der Dank beider Preisträgerinnen galt vor allem aber auch der anwesenden ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal. Sie habe gefördert und ermöglicht. Und Dohnal hat vieles begonnen, das Sonja Wehsely nun fortsetzen möchte: "Dass immer noch 80 Prozent der Männer sagen, sie sind für Hausarbeit nicht zuständig, hat nichts mit der Unfähigkeit des Y-Chromosoms zu tun, einen Putzfetzen in die Hand zu nehmen. Sondern mit der Verteilung von Macht." (frei/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 11.10. 2006)