Paris - Nur drei Monate nach seiner Berufung an die EADS-Doppelspitze soll der Franzose Louis Gallois nun auch den angeschlagenen Flugzeugbauer Airbus zurück in die Gewinnzone führen. Dem als behutsamen Modernisierer geltenden Glatzkopf könnten bei dem zusätzlichen Job seine gute Branchenkenntnisse zugute kommen: Schon von 1992 bis 1996 war der Manager, der die Nachfolge von Christian Streiff antritt, Vorstandschef des EADS-Vorgängers Aerospatiale. Und Anfang der 90er leitete er den französischen Triebwerksherstellers Safran (damals Snecma).

Kenntnisse und Erfahrungen

Ebenso wichtig wie Branchenkenntnisse dürften Gallois Erfahrungen mit Betrieben sein, bei denen der Staat ein Wörtchen mitreden will. Diese sammelte der 62-Jährige als Chef der französischen Staatseisenbahn SNCF Ende der 90er Jahre. Beim künftigen Kurs des Flugzeugbauers Airbus, der wegen Lieferproblemen beim Superjumbo A380 in die Krise gerutscht ist, ringen Paris und Berlin heftig um Einfluss. Gallois könnte von seinen exzellenten Kontakten zur französischen Regierung Kapital schlagen, die er nicht nur als SNCF-Präsident sammelte, sondern auch in leitender Funktion in verschiedenen Ministerien.

Dass der Rugby-Freund auch ohne brachiale Methoden sanieren kann, zeigte er in seiner Zeit bei der Eisenbahn. Durch behutsame Tarifreformen bescherte er dem Staatsunternehmen neue Kunden und erreichte überdies, dass die Mitarbeiter seltener streikten. Als neuer Airbus-Chef muss er nun den gewaltigen Spagat meistern, die Effizienz des europäischen Unternehmens zu steigern und gleichzeitig den verunsicherten Mitarbeitern neues Vertrauen zu geben. Überdies behält er seinen Posten als Co-Präsident von EADS an der Seite des Deutschen Tom Enders.

Gallois Vita liest sich wie eine klassische französische Karriere: Absolvent der Elitehochschulen Ecole des Hautes Etudes Commerciales (HEC) und Ecole Nationale d'Administration (ENA), anschließend Eintritt in der Staatsdienst. Gallois arbeitete in führenden Positionen in verschiedenen Ministerien, unter anderem als Büroleiter des linken Politikers Jean-Pierre Chévènement in dessen Zeit als Forschungs- und später Verteidigungsminister. (APA/AP)