Paris - Aus Angst vor Protesten von Moslems hat eine
Londoner Galerie mehrere Arbeiten des surrealistischen Künstlers Hans
Bellmer aus einer Ausstellung entfernt. Es sei darum gegangen, die
Bewohner des Viertels nicht zu schockieren, sagte Kuratorin Agnes de
la Beaumelle von der Whitechapel Art Gallery am Freitag. Sie selbst
sei von der Entscheidung der Museumsleitung überrascht und halte sie
für übertrieben, betonte sie.
Die Ausstellung sei bereits in Paris und München gezeigt worden
und habe dort keinerlei Proteste hervorgerufen. Zudem sei der 1975
gestorbene Bellmer ein renommierter Künstler gewesen. Die Galerie
selbst begründete die Entscheidung mit Platzproblemen. Auf die
Äußerungen von Beaumelle wollte sie nicht näher eingehen.
Die Whitechapel Art Gallery liegt im Osten Londons, wo zahlreiche
ethnische Minderheiten leben - unter anderem viele Einwanderer aus
Bangladesch. Zu Bellmers Werken zählen Darstellungen nackter junger
Mädchen. Die Londoner Ausstellung soll noch bis Mitte November zu
sehen sein. (APA/Reuters)
Erst kürzlich war in Berlin aus Angst vor wütenden Reaktionen von
Muslimen die Mozart-Oper "Idomeneo" abgesetzt worden. Die
Entscheidung löste eine heftige öffentliche Debatte aus. Kritiker
sprachen von Selbstzensur.