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Das Konterfei Wladimir Putins auf einer Flagge.

Foto: Reuters/ Korniyenko
Berlin/München - Wenn der russische Präsident Wladimir Putin diese Woche nach Deutschland kommt, fällt dies in eine sensible Phase der deutsch-russischen Beziehungen. Zuletzt wurden Pläne bekannt, mit denen die Bundesregierung die Energieabhängigkeit von Russland diversifizieren will. So kündigte Außenstaatssekretär Gernot Erler (SPD) eine Zentralasien-Strategie für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft an. Vor allem in Turkmenistan liegen riesige Gasvorkommen. Außerdem ist die Nabucco-Pipeline in der Planung, mit der das Gas der Region nach Europa kommen könnte - unter Umgehung Russlands. Um die Suche nach alternativen Lieferanten dürfte es auch beim Energiegipfel von Bundesregierung und Unternehmen am Montag im Kanzleramt gehen.

Investitionen erwartet

Gleichzeitig wird erwartet, dass russische Unternehmen künftig verstärkt in Deutschland investieren werden, so der Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Klaus Mangold. Er bezog sich damit auf den russischen Kapitaleinstieg beim europäischen Flugzeug- und Rüstungskonzern EADS. Bekannt wurde am Wochenende, dass der russische Energiekonzern Gasprom offenbar neuer Hauptsponsor des deutschen Fußball-Spitzenklubs Schalke 04 wird. Das berichteten mehrere deutsche Medien am Samstag übereinstimmend. Laut Angaben der Bild-Zeitung erhalten die Schalker für einen bereits abgeschlossenen Fünfjahresvertrag mehr als 100 Millionen Euro.

Freihandelszone

Mangold bezeichnete im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur das Ziel einer europäisch-russischen Freihandelszone als "ganz wichtig". Man müsse aus dem "Ad-hoc-Geschäft" mit Russland herauskommen. Es gebe ein gegenseitiges Interesse, einander bestimmte Meistbegünstigungen einzuräumen, weil Russland angesichts der US-Blockade nicht in naher Zukunft der Welthandelsorganisation WTO beitreten werde. Wegen der steigenden Energiepreise würde die Position russischer Unternehmen erstarken und ihr Abstand in der Wettbewerbsfähigkeit bald kleiner, erwartet er. (dpa, AFP, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.10.2006)