Fix ist bis jetzt, dass der Südbahnhof für ein bis zwei Jahre geschlossen und für Reisende aus Graz vorübergehend in Meidling Endstation sein wird.

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Wien - Taxler trauern um die beiden Taxi-Standplätze, die ersten Läden werden dicht gemacht und der Würstelstand ist auch schon weg - am Wiener Südbahnhof ist das nahende Ende des nach dem Zweiten Weltkrieg erbauten Kopfbahnhofs spürbar.

Weniger klar ist, wie der als Ersatz geplante Zentralbahnhof Wien - Europa Mitte (Arbeitstitel) aussehen wird, und vor allem, wann dessen Bau auf dem Gelände des Süd- und Ostbahnhofs tatsächlich beginnt.

Südbahnhof

Fix ist bis jetzt nur, dass der Südbahnhof für ein bis zwei Jahre geschlossen und für Reisende aus Graz vorübergehend in Meidling Endstation sein wird, bis das auf 488 Millionen Euro taxierte Jahrhundertprojekt hochgezogen ist. 480 Millionen Euro betragen laut ÖBB-Rahmenplan von 2007 bis 2014 die Baukosten, acht Millionen die Planung.

Am kommenden Donnerstag gewährt die ÖBB-Holding unter ihrem Vorstandssprecher Martin Huber ihrem zwölfköpfigen Aufsichtsrat erstmals Einblick in die Detailpläne des neuen Hauptbahnhofs. Da die ÖBB-Führung gleich Nägel mit Köpfen machen will, werden bei der Präsentation in den Twin-Towers auf dem Wienerberg ab 9.30 Uhr auch gleich die Vorstände und Aufsichtsräte der vier operativen ÖBB-Gesellschaften (Personenverkehr, Rail Cargo Austria, Infrastruktur Bau und Betrieb AG) anwesend sein. Sie alle sollen das Projekt nach der Präsentation in der ersten gemeinsamen (außerordentlichen) Mega-Aufsichtsratssitzung des im Jahr 2003 gezimmerten ÖBB-Konzerns auch gleich absegnen.

Keine Unterlagen

Dieses Ansinnen sorgt bei nicht wenigen ÖBB-Räten freilich für Unmut, wurden den insgesamt knapp 50 ÖBB-Räten die für eine Entscheidung notwendigen Unterlagen doch bis dato nicht zugestellt. Im Gegenteil, am vergangenen Freitag wurde den Mitgliedern diverser Kontrollorgane per E-Mail lapidar mitgeteilt, dass die Unterlagen aufgrund der Komplexität und des umfassenden Koordinierungsbedarfs des Projekts Zentralbahnhofs erst heute, Montag, übermittelt würden.

Kein Pimperlbahnhof

Kapitalvertretern geht das ein bisschen zu schnell, sie bezweifeln, dass es am 12. Oktober bereits zu einer Entscheidung kommt. "Es geht hier ja nicht um einen Pimperlbahnhof, sondern um ein Investment von 500 Millionen bis 600 Millionen Euro", sagt ein Kapitalvertreter im Gespräch mit dem Standard, "das waren einmal 8,3 Milliarden Schilling und das muss ordentlich diskutiert werden." (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.10.2006)