Bild nicht mehr verfügbar.

Mit viel Elan und voller Zuversicht kam Michael Schumacher auf die Strecke...

Foto: Getty/ Bongarts

Bild nicht mehr verfügbar.

Doch am Ende war Fernando Alonso ganz oben.

Foto: Getty/ Rose
Suzuka/Japan - Der Formel-1-Grand-Prix von Japan hat am Sonntag die nächste und wohl entscheidende Wende im WM-Kampf gebracht: Während der spanische Renault-Pilot Fernando Alonso in Suzuka gewann, lösten sich Michael Schumachers Träume vom achten Titel im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auf. Der 37-jährige Rekordchampion musste seinen Ferrari in Runde 37 wegen eines Motorschadens abstellen und steht mit einem Rückstand von zehn Punkten auf Alonso vor dem letzten Saisonrennen in zwei Wochen in Brasilien vor einer "Mission Impossible", an die nicht einmal mehr er selbst glauben mag.

Ein Funke Hoffnung ist kein Fundament

"Der Funken Hoffnung, der noch bleibt, auf den baue ich nicht auf", betonte ein verständlicherweise schwer enttäuschter Schumacher, während der vor der erflogreichen Titelverteidigung stehende Alonso den Moment des Triumphes voll auskostete. Schließlich hatte der 25-jährige Asturier, der die erste Saisonhälfte mit sechs Siegen klar dominiert hatte, seinen ersten vollen Erfolg seit dem 25. Juni (Kanada-GP in Montreal) gefeiert.

"Ich konnte es nicht glauben, als ich den Ferrari von Schumacher am Streckenrand stehen sah", beschrieb Alonso seine Gefühle in Runde 37. Der Deutsche, der eingangs der dritten Runde Pole-Mann Felipe Massa als Spitzenreiter abgelöst hatte, war gerade aus der Box von seinem zweiten planmäßigen Stopp gekommen, als das Ferrari-Triebwerk sein Leben aushauchte. Es war übrigens nicht der einzige Vorfall bei Ferrari, von dem der zuletzt selbst oft vom Pech verfolgte Alonso an diesem Rennsonntag profitierte.

Alle Trümpfe bei Renault

"Ich hatte einen Reifenschaden und musste deshalb früher als geplant an die Box", berichtete der Brasilianer Massa nach seinem zweiten Platz. "Aus diesem Grund bin ich hinter Alonso zurückgefallen und hatte keine Chance mehr, das Rennen nach Michaels Ausfall noch zu gewinnen. Das tut mir Leid für das Team und natürlich für Michael, denn hätte ich heute gewonnen, dann wären unsere WM-Chancen viel besser." Auch in der Konstrukteurswertung hat Renault nach dem siebenten Saisonerfolg von Alonso und Platz drei des Italieners Giancarlo Fisichella mit neun Punkten Vorsprung auf Ferrari alle Trümpfe in der Hand.

"Dieser Sieg war für mich und das Team enorm wichtig. Und den haben wir uns auch redlich verdient nach dieser langen Durststrecke. Außerdem schmeckt er jetzt natürlich umso süßer", betonte Alonso nach dem insgesamt 15. GP-Sieg seiner Karriere, über den er sich ebenso ausgelassen freute wie über seinen ersten WM-Titel im Vorjahr, mit dem er zum jüngsten Champion der F1-Geschichte avanciert war. "Das waren zehn ganz wichtige Punkte für die WM. Nun können wir ohne Risiko nach Brasilien fahren."

Bereits unmittelbar nach dem Beginn überholte der von Startplatz fünf ins Rennen gegangenen Renault-Star Toyota-Pilot Jarno Trulli und machte sofort auf dessen Teamkollegen Ralf Schumacher Druck. Mit der ersten Boxen-Stoppserie passierte er auch Massa und lag damit bereits früh hinter Michael Schumacher. "Nach dem Qualifying habe ich eigentlich geglaubt, dass Platz drei für uns das Maximum hier ist. Doch als ich gemerkt habe, dass der Rückstand auf Michael nur fünf bis sechs Sekunden beträgt, dachte ich, dass wir auch Ferrari schlagen können. Deshalb tat ich alles, um an Michael dranzubleiben."

Große Überraschung

Und auf Grund der Gewissheit, dass ihm Alonso im Nacken saß und nur auf den geringsten Fehler seines WM-Rivalen lauerte, musste Schumacher alles aus seinem Boliden herausholen. Dieser "Vollgas-Kurs" fand jedoch sein plötzliches Ende nach dem Boxenstopp in der 37. Runde. "Das war eine große Überraschung für uns", gestand Alonso angesichts der bis dahin klaren Ferrari-Dominanz. Zum Titel wollte er sich aber noch nicht gratulieren lassen. "Es ist heuer schon so viel passiert, dass man sich nie sicher fühlen kann. Der Vorteil ist aber jetzt natürlich ganz klar auf unserer Seite."

Schumacher und der Strohhalm

Schumacher hat dagegen den Fahrertitel bereits abgehakt. "Es hat nicht sollen sein. So etwas gehört zum Rennsport. Ein Motorschaden kann immer passieren, da kann man im Nachhinein niemanden einen Vorwurf machen", meinte der Deutsche, der das letzte Rennen am 22. Oktober in Interlagos/Sao Paulo unbedingt gewinnen und noch dazu darauf hoffen muss, dass Alonso ohne Punkt bleibt, um doch noch nach dem 250. und letzten Grand Prix seiner Karriere als achtfacher Weltmeister in Rennpension gehen zu können. Doch an diesen Strohhalm wollte sich Schumacher nach dem 50. Ausfall seiner Laufbahn nicht klammern.

"Aber der Konstrukteurstitel ist noch theoretisch drin für uns. Doch auch da muss bei neun Punkten Rückstand mehr passieren als normal", erklärte der Rheinländer, der "natürlich schon enttäuscht" war, aber die Frage, ob dies der bitterste Moment seiner Karriere sei, klar verneinte. "Wir haben schließlich eine Meisterschaft wieder zum Leben gebracht, die schon entschieden schien. Auf diese Leistung können wir alle stolz sein", lautete das Resümee von Schumacher, der damit auf die bis zu 25 Punkte Rückstand auf Alonso während der Saison anspielte.

Leere Red Bull-Dosen

Doch nicht nur in der Ferrari-Box machte sich nach dem Japan-GP Enttäuschung breit, sondern ebenso bei Red Bull. Der für den ausgebooteten Vorarlberger Christian Klien fahrende Niederländer Robert Doornbos kam unmittelbar vor Toro-Rosso-Pilot Tonio Liuzzi (ITA) nicht über Rang 13 hinaus, während der Schotte David Coulthard nach einem Getriebeschaden vorzeitig ausschied. Damit steht schon vor dem abschließenden Brasilien-GP fest, dass Red Bull Racing in der Konstrukteurs-WM nicht über Rang sieben hinauskommen wird. (APA)