Von Ansprachen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zu Lach- und Sachgeschichten mit der Maus: Die Verbreitung von Podcasts nimmt nach Ansicht von Fachleuten weiter zu. "Das Interesse ist rapide angestiegen", sagte Holger Hank von der Deutschen Welle bei einer Podiumsdiskussion am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse. Die Deutsche Welle verzeichne beispielsweise mehr als eine halbe Million Abrufe ihrer Podcasts im Monat. "Tendenz steigend."

Podcasts sind Audio- und Videobeiträge, die im Internet für MP3- Player oder Computer heruntergeladen werden und jederzeit gehört oder gesehen werden können. Viele werden von Privatleuten angeboten, aber auch große Unternehmen oder Medien produzieren regelmäßig solche Beiträge für unterwegs.

"Es geht steil bergauf", prognostizierte die mehrfach ausgezeichnete Podcasterin Annik Rubens ("Schlaflos in München"). Dies zeige sich etwa in dem wachsenden Angebot vieler öffentlich-rechtlichen Sender. Vor allem bei bezahlten Podcasts und bei Video- Beiträgen sieht die Journalistin Zuwächse, die mehrere hundert Podcasts produziert und pro Beitrag bis zu 10.000 Hörer hat. Nach Ansicht von Podcaster Wolfgang Tischer sind vor allem "Marken" wie die Maus oder "Dittsche" des Komikers Olli Dittrich im Kommen. "Die Rückkehr der Hörkultur" mache den Reiz aus.

"Herunterzuladen, was man will und das hören zu können, wann man will" macht nach Auffassung des Bochumer Autors Christian Heinke einen unschätzbaren Reiz aus. "Podcasts werden vielleicht zu einer neuen Konzeption des Radios führen." Der Schriftsteller schätzt den Reiz des Mediums "als großes Probierfeld". Sein Thriller "Die Haut" über einen Serienkiller, der es auf Topmodels abgesehen hat, wurde erst kostenlos im Internet veröffentlicht, bevor sich ein Verlag interessierte und das Buch in Druck ging.

Rubens ergänzte, die Podcast-Hörer - meistens junge Leute um die 30 - suchten "die Authentizität und die Frische, die im Radio in den letzten 10, 15 Jahren immer seltener geworden ist". "Bei Podcasts geht es in den meisten Fällen noch ohne Quotendenken." (APA)