Paris - Seit sechs Wochen kampieren fast dreihundert Flüchtlinge unter erbärmlichsten Umständen in einer Turnhalle am Stadtrand von Paris. Ihr baufälliges Elendsquartier in Cachan, wo sie bislang wohnten, war Mitte August evakuiert worden. Um ihrer Abschiebung zu entgehen weigerten sie sich, getrennt in andere Unterkünfte auszuweichen. In der Nacht zum Donnerstag einigten sich Flüchtlingsvertreter und das Innenministerium schließlich auf eine Lösung.

Demnach werden die Einwanderer auf vier Einrichtungen verteilt. Dort stehen sie jedoch unter dem Schutz der Menschenrechtsorganisation France Terre d'Asil, und die Anträge der Flüchtlinge ohne Papiere werden vom Innenministerium auf die Möglichkeit einer Aufenthaltsgenehmigung hin geprüft. Noch an diesem Wochenende könnte der Umzug beginnen.

Das Drama hatte zu einem erbitterten Streit zwischen Innenminister Nicolas Sarkozy, Menschenrechtsgruppen und linken Parteien geführt. Sarkozy warf dem sozialistischen Bürgermeister von Cachan, Jean-Yves Le Bouillonnec, vor, die Lage der Flüchtlinge politisch ausnutzen zu wollen, da er ihnen die Turnhalle bereitgestellt hatte. Die Sozalistische Partei bezeichnete den Innenminister daraufhin als "Lügner", da Le Bouillonnec lediglich die Vorgaben des Ministeriums umgesetzt habe. Schließlich schaltete sich Premier Dominique de Villepin am Mittwoch ein und forderte Sarkozy auf, rasch einen Ausweg zu finden. (AP/DER STANDARD, Printausgabe, 6.10.2006)