Sie heißen Ökovision oder Responsibility Fonds und versprechen Anlegern, anständig zu verdienen. Und das im doppelten Sinn des Wortes: Denn auch Unternehmen, die umweltfreundlich und sozial verantwortlich produzieren, können ertragreich sein.
Die meisten Ethikfonds arbeiten mit Ausschlusskriterien. Damit verbieten sie sich beispielsweise Geld in Rüstung, Atomenergie oder Embryonenforschung zu investieren. Pornografie und Verhütung sind ebenfalls tabu. Manche Unternehmen informieren sogar in eigenen Nachhaltigkeitsberichten darüber, was sie für den Umweltschutz tun oder wie sie mit älteren Mitarbeitern umgehen. So hat die heimische OMV beispielsweise im Jahr 2002 einen "Code of Conduct" beschlossen, der das Wertesystem des Unternehmens (u.a. zu Ökologie und Menschenrechten) darstellt.
Glaube ans Geld
Wollen religiöse Menschen Werte ihres Glaubens bei der Geldanlage berücksichtigen, werden sie kaum fündig werden. Anders als in den USA, wohin sich die Wurzeln der prinzipiengeleiteten Investitionen zurück verfolgen lassen. Die Fondsgesellschaft Ave Maria Mutual Fund ist seit Jahren mit dem rund drei Milliarden schweren Aktienfonds Ave Maria Catholic Values Fund erfolgreich auf dem Markt. Er bietet gläubigen Anlegern ein Investment streng nach den Regeln der katholischen Kirche: Der Ave Maria Catholic Values Fund ist im Namen des Herrn und im Auftrag der Fondsgesellschaft unterwegs und setzt nur auf Unternehmen, welche die Werte und Lehren der römisch-katholischen Kirche nicht verletzen.
In der Praxis sieht das dann so aus, dass ein Gremium aus sechs Mitgliedern im Verlauf des Investmentprozesses auf die Einhaltung katholischer Glaubensgrundsätze achtet. Generell mit den Anlagegrundsätzen unvereinbar sind dem Fondsprospekt zufolge Unternehmen, die in irgendeiner Form in das Thema Abtreibung verwickelt sind, sowie Unternehmen, die "familienunfreundliche Politik" betreiben, also beispielsweise pornographisches Material vertreiben oder eines der Fundamente der Kirche, nämlich das heilige Sakrament der Ehe, untergraben.
Hintergrund
Davor liegt eine fast 100-jährige Geschichte, beginnend bei den sittenstrengen Quäkern, die bereits vor der industriellen Revolution ihre Anlagephilosophie darauf ausrichteten, keinesfalls Investments in den Bereichen Waffen und Sklaverei zu tätigen. In den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts taten sich vor allem Methodisten hervor, in deren Augen Unternehmen, die mit Alkohol, Tabak oder Glücksspiel Geschäfte machten, als "sin stocks" galten.
Das heutige Verständnis von Ethischem Investment geht auf die 1960er-Jahre zurück, als Kleinanleger scharenweise mit Protestaktionen auf die Geschäftspolitik von Dow Chemical aufmerksam machten: Der Chemieriese produzierte Napalm für den Vietnam-Krieg. In der Folge verkauften viele Anleger ihre Aktien des Konzerns, der Kurs stürzte ab und eine neue Form politischer Aktion war geboren.
Für Europa spielte in Hinblick auf ethisches Investment ausgerechnet ein Papst eine bedeutende Rolle: Das kirchliche Oberhaupt Paul VI. ordnete die Vermögensstände nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) neu und verfügte, dass die kirchlichen Gelder nicht in Wirtschaftszweige, die Waffen, Alkohol, Tabak und vieles mehr produzierten, investiert werden dürfen.
Geld mit Allahs Segen
Die Finanzszene horchte auf, als die Commerzbank-Investmenttochter Cominvest im Frühjahr 2000 einen Aktienfonds mit dem exotischen Namen Al Sukoor auf den Markt brachte. Zum ersten Mal vertrieb eine Bank in Deutschland damit einen Fonds, der nach den strengen Regeln des Islam gemanagt wird und eine Reihe von Branchen ausschließt. Steht ein Unternehmen in Verbindung mit Produkten wie Alkohol, Tabak, Schweinefleisch, Rüstung, Pornografie oder Glücksspiel, ist es für die Fondsmanager tabu. Auch Fluggesellschaften und Hotelketten sind dabei häufig mit einem Bann belegt, da sie ihren Gästen Alkohol ausschenken.
Über die Einhaltung wacht bei dem AlSukoor-Fonds ein fünfköpfiger Beirat aus islamischen Rechtsgelehrten. Die Schweizer UBS Bank verfügt mit dem Noriba Global Equity-Fonds über ein ähnliches Angebot.
Christliche Finanzprodukte
Das katholische Geldinstitut, eine von elf kirchlichen Banken in Deutschland, bietet seit 2002 den Aktienfonds Liga-Pax-Cattolico-Union an. Tabu sind dabei Firmen, die ihr Geld mit Empfängnisverhütung, Glücksspiel, Pornografie oder Atomwaffen verdienen. Übersteigt der Umsatzanteil daran zwei Prozent, werden die Firmen ausgeschlossen. Das Fondsvermögen in Höhe von 53,44 Mio. Euro wird prinzipiell nur in solche Werte investiert, die im Ethical Index Global Return von E. Capital Partners Indices enthalten sind.
In einem mehrstufigen Auswahlverfahren entscheidet das italienische Beratungsunternehmen E. Capital Partners gemeinsam mit drei der weltweit größten Orden - Jesuiten, Kapuziner und Salesianer - sowie der päpstlichen Lateran-Universität und der Business School Bocconi in Mailand, welche Firmen die strengen Kriterien erfüllen und im Ethical Index Global Return aufgenommen werden. Dieser Auswahl liegen die Aktien des MSCI World Index zugrunde. Die Fondsmanager der Union Investment investieren ausschließlich in Werte des Ethical Index Global Return. Sie bilden sich über die Marktentwicklung ihre Meinung und setzen dise im Fonds aktiv um.