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Dublin - Das Pasteur-Prinzip - Identifizieren, Inaktivieren, Injizieren - bei der Entwicklung von Impfstoffen dürfte bald ausgedient haben. In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden die meisten Impfstoffe wohl auf der Basis von so genannten reversen Genetiksystemen hergestellt werden. Das sagte Dr. Catherine Weil-Olivier, Professorin für Pädiatrie an der Pariser Universität und Expertin für Impfungen am Europäischen Zentrum für Seuchenbekämpfung, dieser Tage bei einem Workshop in Dublin vor Journalisten.

Rund drei Viertel aller Impfstoffe werden derzeit nach dem Pasteur-Prinzip produziert: Dabei wird - sehr vereinfacht dargestellt - zunächst der Erreger einer Krankheit identifiziert, danach wird er zur Gänze oder zum Teil inaktiv gemacht und schließlich wird der gewonnene Stoff dem Patienten injiziert. Weit mehr als zehn Jahre - bis zu 15 - seien bis zur Registrierung eines neuen Impfstoffes notwendig, meinte Weil-Olivier.

Deutliche Verkürzung

Genau darin liege auch der Vorteil der neuen Methode. Die Entwicklungszeit könnte der Expertin zufolge massiv verkürzt werden. "Auf weniger als fünf Jahre - hoffen wir", sagte Weil-Olivier. Die "Reverse Genetics"-Methode basiert auf der Funktion bestimmter Gensequenzen. Genetische Informationen der Zielviren - also des zu bekämpfenden - werden in Trägerviren übertragen, die anstelle des ursprünglichen Erregers im Impfstoff verarbeitet werden.

Die Intentionen von Impfprogrammen scheinen sich unterdessen zusehends zu erweitern: Natürlich sei es zunächst Ziel, eine bestimmte Person durch Immunisierung gegen eine spezifische Krankheit zu schützen, sagte Weil-Olivier. Aber es hätten sich in manchen Fällen darüber hinaus gehende Effekte gezeigt - Beispiel Pneumokokken: "Wenn sie ein Kind impfen, schützen sie damit auch durch zwei andere Personen", so die Forscherin. Durch die Impfung von Kindern mit dem vom US-Pharmakonzern Wyeth produzierten Prevenar, dem einzig am Markt befindlichen Pneumokokken-Vakzin für Säuglinge und Kleinkinder bis zwei Jahren, ergab sich eine Reduktion der Bakterienzahl - und das kam allen Altersgruppen zugute, wie eine US-Studie im Jahr 2003 ergab.

"Image-Problem"

Ähnliches gilt beispielsweise für Grippeimpfungen: So wurde im Tecumseh (US-Bundesstaat Michigan) bei einem Impfprogramm für Schulkinder und einer Immunisierungsrate von 85 Prozent die Erfahrung gemacht, dass die Zahl der Grippefälle unter Erwachsenen um 30 Prozent gegenüber einem Bezirk ohne Grippe-Impfaktion niedriger war. Das wird Weil-Olivier zufolge in Zukunft ein wichtiger Aspekt von Immunisierungsprogrammen sein.

Doch gerade Impfprogramme haben ein "Image-Problem". Olivier-Weil: "Das Problem ist, dass die Menschen durch die Impfung die Krankheit vergessen." Die Erreger werden abgewehrt, ohne dass der Betroffene es merkt. Was bleibt, sind die negativen Effekte - begonnen bei der unangenehmen Injektion. "Es ist sehr schwierig, ihnen die Notwendigkeit der Impfung klar zu machen", sagte die Medizinerin. Dabei sei zu sagen: Pocken sei die einzige Krankheit, deren Erreger wirklich ausgerottet worden sei. (APA)