"War die Gründung dieses 'Werkstätten- und Kulturhauses' nun ein Sieg oder ein Scheitern? Allein der paradoxe Umstand, dass ein Jubiläum vorwiegend um diese Fragestellung kreist, zeigt bereits, dass wir es hier mit einer sehr spezifischen Institution zu tun haben. (...) Wurde die Gründung des WUK nun ertrotzt – oder war sie nichts anderes als eine Zähmung rebellischer Kräfte? Diese Frage zieht sich auf die eine oder andere Art durch sämtliche Debatten in all den Jahren. Jeder Erfolg wurde und wird weiterhin heimgesucht durch das Gespenst der Zähmung. (...) Was steckt dahinter?"

"Am Anfang standen letztlich nichts anderes als private Emotionen, intime Regungen, die durch ihr Aufeinandertreffen in eine Dynamik geraten sind – all jene 'magischen' Momente, die immer wieder beschworen werden, wie etwa die Arena-Besetzung."

"Einen Produktionsort, an dem individuelle Energien des Einspruchs transformiert werden, verwandelt in überindividuelle und damit erst politische Projekte. Sloterdijk hat dafür das schöne Wort ‚Zornbank‘ erfunden."

"Eine Zornbank wäre also eine Form, Leidenschaften zu organisieren, ihnen eine kollektive Gestalt zu verleihen. Diese, die Leidenschaften, sind dabei also das Rohmaterial, die Organisation – die Institution im engeren Sinne – das Produktionsmittel, das Produkt aber ist äußerst komplex. Nach außen hin ensteht ein neuer Player, denn der Sammlung vieler Unbehagen entspricht deren Metamorphose in ein poli_tisches Subjekt. Nach innen erhalten die 'Kunden' (Sloterdijk), die ihren emotionalen Schatz investiert haben, diesen verzinst als Identitätssicherung zurück."

"In diesem Zusammenhang lautet die entscheidende Frage heute: Ist das WUK nach wie vor eine 'Zornbank' oder ist es ein Lifestyle unter anderen? Jenseits der Frage nach dem Verrat steht die Frage, was erfolgreiches Scheitern bedeutet: Wohlfühlen mit gutem Gewissen – oder Anschluss an neuralgische Punkte? So gestellt, beinhaltet die Frage bereits ihre Antwort." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.10.2006)