Erfolglose Studenten in finanziell angespannten Situationen gibt es nicht nur in Graz. Auch erfolglose abgebrannte Studenten mit sexuellem Notstand sind allerorten Realität. Und dann gibt es da die Pornoindustrie – mit viel Geld und viel Sex.

 

Die Idee ist einfach und genial. So genial, dass Autor und Schauspieler Michael Ostrowski sich zuerst wunderte, dass noch niemand einen Film über Studenten gemacht hatte, die versuchen mit dem Dreh eines Pornos Geld zu machen und scheitern. Denn diese Art von „Ficktion“ ist eben ein hartes Geschäft.

Das bemerken die Grazer Freunde Johann (Raimund Wallisch), der mit wenig Begeisterung bei der Post arbeitet und seine einsame Freude im Schreiben anonymer erotischer Briefe an Hausfrauen findet, Max (Ostrowski), der seine Umgebung manisch mit immer neuen, aber niemals realisierten Werbeideen nervt und Mao (Pia Hierzegger), die sich mit kleinen Drogendeals über Wasser hält, schon beim ersten Casting für ihren Studentenporno. Vor allem Freaks und allzu „ernsthafte“ Möchtegern- Mimen sprechen bei ihnen vor.

Als man sich dann endlich mit zwei Darstellern in das leer stehende Haus von Maos Eltern, zwei wohlhabenden gerade urlaubenden Althippies (Mike Supancic und Brigitte Kren) einquartiert, um mit Geld vom cholerischen Zuhälter und Auftraggeber Schorsch (Georg Friedrich) ans Werk zu gehen, produziert man nur Frustration. Technische Pannen, das Unvermögen, sich vor laufender Kamera auf Knopfdruck zu paaren und Gezanke zwischen den Darstellerinnen lassen das Projekt – sehr unterhaltsam – scheitern.

Regisseur Michael Glawogger schuf mit den knalligen Bildern von Kameramann Wolfgang Thaler, die immer wieder von kitschigen Tierszenen konterkariert werden, ein Porträt einer verbummelten Studentengeneration in ihren späten 20ern, die mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. Sie wird dem Sinnbild der Nacktschnecken gerecht: „Sie sind eine Plage für den bürgerlichen Garten, nackt und bringen nix weiter“, so Glawogger, der nach vielen Dokumentarfilmen seine Freude am Spielfilm mit „Nacktschnecken“ wiederentdeckte.

Die Schuld daran gibt er dem Grazer „Theater im Bahnhof“, wo der gebürtige Grazer den „Ton und den Humor, in dem ich daheim bin“ fand. Nicht nur der Humor, auch neun Schauspieler und Ausstatterin Maria Gruber drückten dem Film den Stempel des besagten Theaters auf. Ostrowskis Dialoge strotzen von witzigen Banalitäten aus dem Alltagsgeschwafel von Grazer Kiffern, die auch philosophisch sein wollen und dabei vor allem komisch bleiben. „Wir haben nämlich nicht den regelmäßigen Geschlechtsverkehr, der uns eigentlich zusteht. Dabei müssten wir uns ganz andere Gedanken machen. Wie wir uns zum Beispiel davor schützen, dass wir im nächsten Leben wieder nur als wir selber auf die Welt kommen”, erkennt einer der Akteure weise.

Colette M. Schmidt, Standard-Redakteurin, lebt und arbeitet in Graz