Helmut Elsner: Die Kaution, die sein Freund Martin Schlaff für ihn aufgestellt hat, bringt ihm Licht und Schatten.

Foto: Standard/Heribert Corn
Paris - Das tagelange Warten hat ein Ende: Helmut Elsner hat die Million doch noch zusammengebracht. Die von einem französischen Gericht verlangte Geldsumme als Kaution für seine Freilassung wurde gestern, Mittwochvormittag, in Aix-en-Provence hinterlegt, wie Staatsanwalt Bertrand Charpentier bestätigte. Der ehemalig Bawag-Chef darf damit das Spital La Timone in Marseille, wo er seit September in Krankenhaft ist, bis auf Weiteres verlassen.

Und keine Papiere

Neben der Kaution muss er allerdings weitere Auflagen erfüllen: Er unterliegt einer so genannten Meldepflicht und darf Frankreich nicht verlassen. Ein Gerichtsangestellter hat sich daher gestern in Elsners Krankenzimmer begeben, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen - konkret, um dafür zu sorgen, dass Elsner seinen Pass abgegeben hat.

Über die vom österreichischen Justizministerium verlangte Auslieferung nach Wien will das französische Gericht am 17. Oktober entscheiden. Grundlage wird ein neues ärztliches Gutachten über die Herzprobleme des österreichischen Bankers sein. Es soll bis 10. Oktober erstellt sein.

Bisher hatten die Kardiologen in Marseille befunden, dass Elsner nicht einmal ins nahe Aix-en-Provence transportierbar sei.

Jetzt darf sich der 71-Jährige frei bewegen, kann sich in ein anderes Krankenhaus verlegen, oder an seinen Wohnsitz in Mougins bei Cannes begeben. Der Nachteil der Uniklinik La Timone: Sie ist ein öffentliches Spital, in dem auch die Eingangskontrollen rudimentär sind. Die Polizeiwachen wurden noch gestern abgezogen; damit ist der mit einem europäischen Haftbefehl Gesuchte auch vor den österreichischen Journalisten nicht mehr sicher. Eine Privatklinik bietet neben besserer Pflege auch den Vorteil, dass unerwünschte Gäste abgehalten werden können.

Einen noch besseren Schutz würde er in seiner Villa in Mougins genießen. Zöge er dorthin um, schadete er dem Hauptargument seines Anwalts: Schafft er nämlich den Transport in das 200 Kilometer entfernte Mougins, müsste sich das Gericht fragen, warum er nicht in der Lage war, die 30 Kilometer von Marseille ins Gericht nach Aix hinter sich zu bringen. Das gesundheitliche Argument ist das einzige, das seine Auslieferung bisher verhinderte.

Frei, aber nicht ganz

Elsner steht damit vor der Frage, wie frei er sich wirklich bewegen will: Je weiter er seine Kreise in Frankreich zieht, desto größer wird sein Risiko, deswegen nach Österreich ausgeliefert zu werden.

Aber Helmut Elsner ist zweifellos gewieft genug, auch dieses furchtbare Dilemma zu lösen - schließlich hat er mit der Kautionszahlung schon ein anderes gelöst: Wegen der Kontensperre gegen sein Vermögen wäre er selbst gar nicht in der Lage gewesen, eine Million Euro beizubringen, wenn er nicht Zeugnis von einem allenfalls doch noch vorhandenen Sparschweinchen geben wollte. (Stefan Brändle, Paris, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.10.2006)