Mailand - Inter-Mailand-Chef Massimo Moratti ist am Dienstag in Rom vom Staatsanwalt des italienischen Fußballverbands befragt worden. Moratti erklärte vor Beginn der Vernehmung, er wolle seine Position in Zusammenhang mit dem Skandal um die illegalen Abhörungen klären. Der Unternehmer hatte selbst um eine Vernehmung durch Borrelli gebeten.

Inter wird verdächtigt, 2002 einen Detektiv beauftragt zu haben, der den Schiedsrichter Massimo De Santis belauschen sollte. Der Referee ist im Juli wegen Absprachen mit italienischen Spitzenklubs zu einer vierjährigen Berufssperre verurteilt worden.

Der Klub hatte Verdacht gegen De Santis geschöpft, nachdem Schiedsrichter Danilo Nucini Inter-Präsident Giacinto Facchetti auf seltsame Kontakte zwischen dem damaligen Juve-Manager Luciano Moggi und De Santis hingewiesen hatte. Facchetti war am 4. September im Alter von 64 Jahren gestorben. De Santis' Telefon soll mit Hilfe der Beziehungen zu Marco Tronchetti Provera, dem vor zwei Wochen zurückgetretenen Chef der Telecom Italia, illegal abgehört worden sein. Die Telekom ist Miteigentümer von Inter.

25 Festnahmen

Der eifrige Detektiv hatte dank seiner persönlichen Kontakte zu Telecom-Manager Giuliano Tavaroli auch den damaligen Verbandschef Franco Carraro und andere Top-Manager bespitzelt. Im Zusammenhang mit dem Lauschangriff wurden in den vergangenen Tagen 25 Personen festgenommen. Sie werden beschuldigt, über 100.000 Personen belauscht zu haben, darunter den Chef von Fiorentina, Diego Della Valle, und Marina Berlusconi, Tochter des AC-Milan-Besitzers und Medienmoguls Silvio Berlusconi.

Der Skandal zieht inzwischen weitere Kreise. Nach Angaben italienischer Medien ließ Inter auch die Telefongespräche von seinem Star Christian Vieri belauschen, um sein Leben außerhalb des Spielfelds auszuspionieren. Vieri, derzeit bei Atalanta unter Vertrag, wurde mit Hilfe einer Privatdetektei mit Verbindungen zur Telecom Italia belauscht. hat Vieris Rechtsanwalt die Telecom Italia angezeigt und fordert Schadenersatz. (APA/red)