Im Bild Hannah Arendt
"Der Kompromiss ist wie eine Laufmasche in einem Nylonstrumpf..." lautet ein Zitat Erzsébet Galgóczis.
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"Fast zwei Jahre ist es her, seit die Flammen der ungarischen Revolution in zwölf langen Tagen den enormen Raum erhellten, den eine der totalitären Diktaturen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beherrscht. Dies Ereignis kann nicht an Sieg oder Niederlage gemessen werden, seine Größe beruht und ist gesichert in der Tragödie, die sich in ihm entfaltete. Noch sehen wir den Zug schweigender Frauen, der durch die Straßen des bereits von den Russen besetzten Budapest schritt, um in großer Öffentlichkeit den Toten der Revolution die letzte Ehre zu erweisen". Mit diesen berührenden Zeilen begann Hannah Arent ihr Buch "Die ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus aus dem Jahre 1958", das leider nicht zu den Schulbüchern in Österreich und seinen NachbarInnenländern zählt.

Der 23. Oktober 1956

Diese Revolution – oder Ungarnaufstand, wie sie in Österreich genannt wird – jährt sich heuer zum fünfzigsten Mal. Heute wird dieser Volksaufstand in Ungarn als Revolution (forradalom) bezeichnet; die damaligen kommunistischen Machthaber sprachen von ihm als Konterrevolution (ellenforradalom). Er begann am 23. Oktober 1956 in Budapest mit einer vorwiegend von ArbeiterInnen und StudentInnen getragenen Großdemonstration. Die ungarische Armee kämpfte an der Seite der Streikenden und übergab zum Teil ihre Waffen den StudentInnen und ArbeiterInnen.

Die Revolution wurde am 4. November 1956 nach mehreren schweren Kämpfen von der Roten Armee und dem ungarischen Geheimdienst brutal und blutig niedergeschlagen. Auf ungarischer Seite gab es etwa 20.000 Tote. Bis zum 10. Jänner 1957 verließen etwa 200.000 UngarInnen ihr Land und flüchteten nach Österreich und in andere westliche Staaten; etwa 70.000 blieben in Österreich.

Für alle UngarInnen bildet dieses politische Ereignis eine große Zäsur in ihrem Leben, und viele zeitgenössische Schriftstellerinnen, auch die "Nachgeborenen", lassen es in ihre Texte einfließen. Verfolgung, Grenzen, Flucht und zerrissene (Familien-)Beziehungen sind zentrale Themen ungarischer Literatur. Einige werden in der folge vorgestellt.