Die Sozialistin Heloísa Helena brachte es auf 6,9 Prozent, Lulas früherer Erziehungsminister Cristovam Buarque auf 2,6 Prozent. Lula ist davon überzeugt, dass ihm die jüngste Affäre um den geplanten Kauf von belastenden Informationen gegen Oppositionspolitiker entscheidende Stimmen gekostet hat. Hinter der Aktion stecken Parteifreunde des Präsidenten.
Gebündelte Scheine
Mit jeder Enthüllung wächst der Schaden: Am Wochenende wurden der Presse Fotos von den sauber gebündelten Geldscheinen zugespielt, mit denen die PT-Funktionäre das „Dossier“ gegen São Paulos frisch gewählten Gouverneur José Serra bezahlen wollten – über 600.000 Euro. Auch Lulas Weigerung, an der großen TV-Debatte am letzten Donnerstag teilzunehmen, erwies sich als Eigentor. Der Staatschef siegte nur in 16 von 27 Bundesstaaten, vor allem im Norden und im Nordosten des Landes. Er wollte sich am Montag mit Parteifreunden beraten.
Alckmin lag in seinem Heimatstaat São Paulo sowie im Mittelwesten und den wohlhabenderen Bundesstaaten des Südens vorne. Die Wahlergebnisse machten aber auch die soziale Spaltung Brasiliens offensichtlich: Die meisten Armen identifizieren sich mit dem charismatischen, aus einfachen Verhältnissen stammenden Präsidenten und halten ihm die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zugute. Seit 2002 ist der Anteil der in extremer Armut lebenden Brasilianer an der Gesamtbevölkerung von 26,8 auf 22,8 Prozent zurückgegangen. Elf Millionen Familien werden durch das Regierungsprogramm „Bolsa-Família“ finanziell unterstützt, die Arbeitslosigkeit nahm ab, die Reallöhne stiegen. Die Mittel- und Oberschicht hingegen sieht ihre Interessen beim eher spröden Technokraten Alckmin besser aufgehoben.
Sozialprogramme
Lula wie Alckmin wollen bei der Beibehaltung einer konservativen Wirtschaftspolitik die Sozialprogramme ausbauen. In der Außenpolitik setzt Lula auf weitere Allianzen mit anderen Entwicklungsländern, während Alckmin Brasilien wieder stärker auf die USA und die Europäische Union ausrichten will.
Unübersehbar verlor Lula zudem bei der politisierteren Wählerschaft. Rund 20 Prozent seiner früheren Wähler, die in den letzten vier Jahren ihre Hoffnungen auf entschiedene Strukturreformen enttäuscht sahen, votierten jetzt für Helena oder Buarque. Lulas Wahlkampfteam hofft nun, den linken Rand mit einer programmatischen Polarisierung zurückzugewinnen: „Die Alternative ist die Rückkehr zu den Privatisierungen und zum Neoliberalismus“, sagte der gemäßigte PT-Abgeordnete Arlindo Chinaglia am Wahlabend.