Bei dem insolventen deutschen Handyhersteller BenQ steht auf jeden Fall ein drastischer Stellenabbau bevor. Die Betriebsratsvorsitzende Susanne Hahlweg sagte am Montag in München, Insolvenzverwalter Martin Prager habe bereits "tiefe Einschnitte" angekündigt. Die deutsche BenQ habe nur 90 Tage Zeit, um profitabel zu werden. "Wenn wir es in 90 Tagen nicht schaffen, schlank und interessant für Investoren zu werden, ist es sicher das Aus für uns", sagte Hahlweg. "Sicherlich wird es zu einem weiteren Arbeitsplatzraubbau kommen."

"Wut, Enttäuschung, zum Teil Aggression"

Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer sagte nach einem Treffen mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber, die Stimmung unter den 3.000 betroffenen Arbeitnehmern sei "Wut, Enttäuschung, zum Teil Aggression". Die Gewerkschaft wolle jetzt so schnell wie möglich die Kaufverträge von BenQ und Siemens einsehen, "um beurteilen zu können: Gibt es überhaupt eine Chance, die Produktion fortzuführen und einen Investor zu finden?" Wenn alle Patente inzwischen in Taiwan liegen sollten, "sehe ich kaum eine Chance, nach dem 1.1.07 weiter produzieren zu können", sagte der IG-Metall-Landeschef. Der Mutterkonzern BenQ wolle in einer neuen Fabrik in China Handys unter dem Markennamen BenQ-Siemens herstellen.

Der bayerische DGB-Vorsitzende Fritz Schösser sagte, noch habe niemand ein Rezept, wie das deutsche Unternehmen weitergeführt werden könne. Zunächst müsse geklärt werden, welche Patente in Deutschland oder in Taiwan seien und welche Beträge Siemens demnächst an wen zahle.

"Das europäische Beihilferecht bindet uns sehr"

Die Möglichkeiten für staatliche Hilfen seien sehr gering: "Das europäische Beihilferecht bindet uns sehr", sagte Huber. Neugebauer sagte, Rufe nach staatlicher Hilfe wären jetzt auch völlig falsch. Zunächst seien BenQ und Siemens in der Pflicht.(APA/AP)