Phonak in der Schweiz.

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Zürich - Der Schweizer Hörgerätehersteller Phonak übernimmt den dänischen Konkurrenten Resound Group und verdrängt damit Siemens von der Position des Weltmarktführers in dem hoch lukrativen Markt für Hörhilfen. Phonak lässt sich die Übernahme nach eigenen Angaben vom Montag 15,5 Milliarden dänische Kronen in bar oder umgerechnet 3,3 Mrd. Schweizer Franken (2,08 Mrd. Euro) kosten. Den Kaufpreis, der über Analystenerwartungen liegt, will Phonak durch einen Bankkredit von 1,3 Mrd. Franken und die Ausgabe neuer Aktien finanzieren.

Die Transaktion kommt nicht ganz überraschend. Die Resound-Muttergesellschaft GN Store Nord hatte im Juli erklärt, dass Resound angesichts von enttäuschenden Umsätzen im Hochpreissegment verkauft werden könnte, und hatte einen Bieterprozess eingeleitet. Zu den Interessenten gehörten Zeitungsberichten zufolge neben Phonak auch Siemens und die dänische William Demant, die damalige Nummer zwei der Branche.

Gemeinsam kommen Phonak, bisher der drittgrößte Anbieter, und die Nummer vier auf einen Umsatz von 1,5 Mrd. Franken und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) von 312 Mio. Franken. Die Übernahme schaffe den ersten wirklich weltweit tätigen Hersteller von Hörhilfen, hieß es weiter. Resound setzte bisher jährlich rund 700 Mio. Franken um.

Profitieren von Größenvorteilen

Das neue Unternehmen werde im Einkauf und in der Produktion unmittelbar von Größenvorteilen profitieren, hieß es weiter. Im Geschäftsjahr 2009/10 peilt Phonak jährliche Synergien von rund 100 Mio. Franken an. Marken und Außendienste sollen beibehalten werden, während einige rückwärtigen Bereiche zusammengelegt werden sollen.

Für das Management wird es darum gehen, die Margen von Resound, die sich im Vorjahr auf gut 14 Prozent beliefen, zu verdoppeln. "Ich sehe keinen Grund, weshalb Resound nicht in der Lage sein sollte, in den nächsten zwei bis drei Jahren Wachstumsraten und Gewinnmargen entsprechend dem Branchenbenchmark zu erreichen", so Phonak-Chef Valentin Chapero in einer Mitteilung. Chapero kam 2002 von Siemens zu dem Schweizer Unternehmen. Bei Phonak lag die Betriebsgewinnmarge zuletzt zehn Punkte höher als bei Resound bei 24 Prozent.

Das neue Unternehmen soll jährlich rund zehn Prozent wachsen und hat sich bis 2009/10 eine EBITA-Marge von 27 bis 29 Prozent vorgenommen. Die Transaktion erfordere die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden. Danach soll eine Generalversammlung über die Kapitalerhöhung entscheiden. Die Gründungsaktionäre, die rund 30 Prozent an Phonak halten, wollen die Kapitalerhöhung mittragen.

Die Phonak-Aktien notierten nach gut einer Börsenstunde knapp vier Prozent tiefer auf 76 Franken. "Insgesamt werten wir die Akquisition als teuer", hieß es bei der Zürcher Kantonalbank. Phonak habe jedoch die einmalige Chance für einen Wachstumssprung ergreifen

Hansaton mit 220 Mitarbeitern in Österreich

Die Österreich-Tochter von Phonak, die Firma Hansaton, besitzt in Österreich 70 Fachgeschäfte und beschäftigt an die 220 Mitarbeiter. Über mögliche Auswirkungen der Übernahme des dänischen Konkurrenten ReSound durch die Konzernmutter wollte das Unternehmen am Montag noch keine Stellungnahme abgeben. Auch das Österreich-Unternehmen des ReSound-Konzerns mit Sitz in Wien und weiteren knapp 30 Mitarbeitern werde erst morgen ein offizielles Statement veröffentlichen, hieß es.

Laut KSV-Angaben hat die österreichische Hansaton im Vorjahr 15 Mio. Euro umgesetzt, der Umsatz der österreichischen ReSound lag demnach bei 2 Mio. Euro. (APA)