Wilhelm Pellert

Lehrer arbeiten nur 20 Stunden pro Woche. Sagt die FPÖ. Stimmt nicht. Denn die FPÖ vergisst: Gerade in der letzten Schulwoche vor den Ferien ist häufig um elf Uhr Schulschluss, wodurch weitere Nichtarbeitsstunden anfallen (in Sechs-Tage-Schulen bis zu zwölf Stunden).

20 minus zwölf - die Arbeitszeit der Lehrer beträgt also bloß acht Stunden pro Woche, Lehrer haben de facto ein 32-Stunden-Monat bzw. ein Vier-Tage-Monat. Die drei Monate Ferien übers Jahr verteilt - und schon fällt ein weiteres Viertel weg: Es bleibt eine reine Netto-Arbeitszeit von 24 Stunden pro Monat! Kurz: Lehrer arbeiten im Jahr zwölf Tage und Nächte.

Es gibt aber noch eine andere Berufsgruppe, die derzeit im Blickpunkt des Interesses steht und bei der die Diskrepanz zwischen Leistung und Bezahlung noch deutlicher ins Auge sticht. Fußballer arbeiten jeden Samstag genau 1,5 Stunden, sie werden aber - obwohl sie saisonal pausieren - ganzjährig dafür bezahlt. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt also genau eine Dreiviertelstunde. Das Üben neuer Freistoß-Varianten fällt unter Weiterbildung und nicht in die Arbeitszeit.

Die Frau Vizekanzlerin sollte rasch dafür eintreten, dass Fußballer für diese Dreiviertelstunde anständig entlohnt werden. Fußballarbeit ist, was die Verantwortung für fremde Beine betrifft, sicher höher einzuschätzen als z.B. Babysitten. Fürs Babysitten werden derzeit 80 Schilling pro Stunde bezahlt, für eine Dreiviertelstunde Fußballspielen wären daher 90 Schilling angemessen: ein Schilling pro Match-Minute. Für die Nachspielzeit fallen 50 Groschen pro angebrochener Minute an.

Diese Regelung ist ein Zugeständnis an die Gewerkschaft, denn regierungsnahe Arbeitsrechtler vertreten den Standpunkt, die Nachspielzeit ist als Nacharbeit für vorher nicht geleistete Arbeit zu werten. Fußballer müssen eben lernen, ihre Arbeit in der Normalarbeitszeit zu erledigen. Sollte es dennoch einmal zu einer Verlängerung kommen, dann wäre eine halbe Überstunde fällig.

Zwei Beispiele, einsichtig und klar. Und dennoch: Widerstand bei beiden Berufsgruppen. Die Regierung sollte sich aber nicht entmutigen lassen und in Zukunft auch allen anderen wegen Kritisierens die schwarz-blaue Karte zeigen.

Wilhelm Pellert ist Schriftsteller und lebt in Wien.