Kurz vorher hatte der Oppositionsführer Viktor Orban von der rechtsnationalen Partei Fidesz (Junge Demokraten) dem Parlament ein Ultimatum bis Donnerstag 13.00 Uhr gestellt. Sollte das Parlament bis dahin keine Schritte zur Entlassung Gyurcsanys unternehmen, rufe er das Volk zur Großdemonstration am Freitag auf dem Kossuthplatz vor dem Parlament auf, sagte Orban. Am Sonntagabend hatte Staatspräsident Laszlo Solyom die Abgeordneten aufgerufen, zur Lösung der "Krise" nach dem Lügenskandal aktiv zu werden.
Vetrauensabstimmung über Person und Sparprogramm
Gyurcsany sagte, bei der Vertrauensabstimmung solle es sowohl um seine Person als auch um das Sparprogramm zur Budgetsanierung gehen. Er erkannte an, dass die Bürger bei den Kommunalwahlen auch über die Aktivität der Regierung abgestimmt hätten. Er höre "die Stimme der Kritik" und wisse um die Verantwortung der Regierung. Um weiter regieren zu können, brauche er aber Vertrauen. "Ich glaube an unser Programm", es müsse "ohne Kompromisse" umgesetzt werden.
Auslöser des "Lügenskandals" war Mitte September die Veröffentlichung einer parteiinterne Rede, in der Gyurcsany einräumt, das Volk belogen zu haben, um die Parlamentswahl im April 2006 zu gewinnen. Es hatte in der Folge tagelang teils gewalttätige Demonstrationen in Budapest gegeben.
Verlierer
Verlierer der landesweiten Kommunalwahlen am Sonntag waren die regierenden Sozialisten und Liberalen. Die Wähler bevorzugten den Fidesz-Ungarischer Bürgerverband und seine Verbündeten, aber auch die außerparlamentarischen Parteien und Gruppen. Fidesz und ihre Verbündeten erlangten die Mehrheit in 18 von insgesamt 19 Regionalparlamenten und kamen damit auf 52,62 Prozent der Wählerstimmen. Sozialisten und Liberale erhielten nach Angaben des zentralen Wahlbüros zusammen nur 37,73 Prozent.