Nach massiver öffentlicher Kritik verzichtet der Siemens-Vorstand nach den Worten von Konzernchef Klaus Kleinfeld auf eine 30-prozentige Gehaltserhöhung. Kleinfeld sagte in einem Interview der "Bild"-Zeitung, nach der Pleite des Handyherstellers BenQ gebe es eine neue Situation und man wolle den Menschen ein Zeichen der Solidarität geben. Kleinfeld kündigte gleichzeitig an, dass Siemens mit einem 30-Millionen-Euro-Fonds Härten bei Entlassungen in der ehemaligen Handysparte des Münchner Technologiekonzerns abmildern wolle.

Symbolisch

Darin sollten auch die rund fünf Millionen Euro einfließen, die sonst in die höheren Vorstandsgehälter geflossen wären. Wie die Zeitung berichtete, sollten aus dem Fonds auch Qualifizierung, Umschulung oder Weiterbildung Betroffener bezahlt werden. Dem Zeitungsbericht zufolge hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag in einem Telefonat mit Kleinfeld das Hilfsangebot begrüßt. Merkel sagte dem Blatt zufolge, sie habe gegenüber Siemens deutlich gemacht, dass dieses Traditionsunternehmen in einer besonderen Verantwortung stehe.

Kritik

Kleinfeld kritisierte in dem Interview den taiwanesischen BenQ-Konzern scharf: "Wir finden die Vorgehensweise von BenQ in Deutschland inakzeptabel und helfen, so gut wir können", wurde er zitiert. "Wenn BenQ die Mitarbeiter im Regen stehen lässt, wollen wir aktiv tatkräftig helfen – und zwar schnell." Er schloss auch juristische Schritte nicht aus: "Uns wurde versichert, dass die Standorte in Deutschland erhalten bleiben und sogar gestärkt werden. Dieses Versprechen wurde gebrochen. Wir prüfen alle juristischen Schritte gegen BenQ", sagte er demnach.

Gleichzeitig widersprach Kleinfeld Spekulationen, wonach die Einstellung der Handy-Sparte schon beim Verkauf beabsichtigt gewesen sei: "Alle Behauptungen, wir hätten die Insolvenz von BenQ Mobile in Deutschland billigend in Kauf genommen, sind böswillige Unterstellungen. Das lassen wir uns nicht gefallen. Unser Ziel war immer, für das Siemens-Handy-Geschäft eine solide Zukunft zu schaffen. Dafür haben wir finanzielle Mittel, Patente und sogar unsere Marke Siemens zur Verfügung gestellt", sagte er.

Bezüge

Die angekündigte Erhöhung der Vorstandsbezüge um 30 Prozent war in den vergangenen Tagen auf scharfe öffentliche Kritik gestoßen, zumal bei einzelnen Siemens-Sparten ein Jobabbau droht. Nach der Insolvenz des an BenQ verkauften Handygeschäfts hatte sich die Kritik an Kleinfeld massiv zugespitzt. (APA)