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Peter Pacult konnte sich das erste Mal über drei Punkte freuen.

Foto.AP/Schaad
Wien – Peter Pacult meinte dann, er habe wenig bis gar keinen Druck verspürt. Schließlich kenne er das Metier, ein Trainer durchlebe solche und solche Phasen. "Es war nur eine Frage der Zeit. Wir haben ja gearbeitet." An den 6. August hat sich Pacult kaum erinnert, da war nämlich noch Georg Zellhofer der Trainer von Rapid.UndAltach wurde 3:2 geschlagen. Es folgten sechs sieglose Liga-Partien, nach der dritten wurde der Coach getauscht. Das Scheitern im Cup an der übermächtigen Vienna hat Pacult abgehakt, auch das war nur eine dieser Phasen. Rapid hat am 30. September tatsächlich Mattersburg mit 4:1 deklassiert. Von einem Wunder im abermals vollen St. Hanappi (14.800!) wollte niemand sprechen, sie wussten ja alle, dass es irgendwann eintreten musste. Schließlich wurde Rapid im Jahre 1899 nicht geschaffen, um Fußballspiele zu verlieren oder im besten Falle die Punkte zu teilen.

Martin Hiden, der neue Kapitän, der "mit Stolz" die Schleife trägt, ortete "die Auferstehung des Geistes. Jetzt ist die Aufbruchstimmung endlich auch sichtbar geworden." Der Innenverteidiger erzielte übrigens das 3:1, es war sein erstes Meisterschaftstor für Rapid. Hält er den Schnitt, folgt bereits im Frühjahr 2011 das zweite. "Ich bin eben kein geborener Goalgetter." Ein rares Ereignis schreit förmlich nach Worten des Dankes, Pacult zollte dem Publikum Respekt. "Fantastisch, dass es so lange Geduld gezeigt hat."

Anerkennung gebührte freilich auch den Mattersburgern, deren Trainer Franz Lederer über die "schwächste Saisonleitung" staunte. "Erstaunlich, diese Konzeptlosigkeit. Nach unserer frühen 1:0- Führung haben wir alles über den Haufen geworfen." Und so durfte Rapid vier hübsche Tore erzielen. Die beiden letzten im Finish und nach dem Ausschluss von Krzysztof Ratajczyk, der in seiner Karriere schon das eine oder andere sehr böse Foul begangen haben mag. Jenes an Marek Kincl (84.) zählte nicht dazu, aber Schiedsrichter wie Thomas Steiner sind auch nur irrende Menschen.

Jungspunde

Rapids Leistung war trotzdem passabel. Den kreativen Part hat Pacult den Jungspunden Veli Kavlak (17) und Ümit Korkmaz (21) übertragen, die haben den ordentlich erfüllt. "Es gibt keine Jungen und Alten, es gibt nur Gute und Schlechte. Man muss als Trainer Fußballer ins Wasser werfen. Sie schwimmen oder gehen unter. Die beiden schwimmen sogar ohne Flügerl." Kavlak wurde erstmals in den Teamkader einberufen. "Ich komme erhobenen Hauptes zur Nationalmannschaft."

Die Länderspiele gegen Liechtenstein und die Schweiz stören Pacult ein bisserl (Josef Hickersberger vielleicht auch), bis zum nächsten Einsatz in Graz gegen Sturm verstreichen zwei Wochen. EDa kann alles wieder anders ausschauen. Ich werde dafür sorgen, dass wir den Sieg nicht überbewerten." Er kennt nämlich das Metier. "Aber schwimmen verlernst du nie." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.10. 2006)