FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache konnte schon sehr früh breit lachen: Bereits die ersten Hochrechnungen bescheinigten dem blauen Politiker ein zweistelliges Ergebnis.

Foto: Christian Fischer
Am Eingang zum ÖVP-Partyzelt vor der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse spielte ein Clown auf seinem Saxofon ruhige, in Moll gehaltene Melodien. Um die Ecke im Rathaus, im FPÖ-Klub, versammelte sich die Spitze der FPÖ.

Hier, ganz entgegengesetzt zur Lichtenfelsgasse, herrschte eine aufgekratzte Stimmung, das Ego wuchs je, länger der Abend wurde.

Feixen

"Elf Prozent, Tendenz steigend. Die Grünen? Neun Prozent, Tendenz fallend", feixte ein Funktionär. Die tatsächliche Ergebnisrealität unterschied sich dann doch von den ersten Hochrechnungen.

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der bei den Umfragen noch deutlich einstellig war, habe die FPÖ "alle Wahlziele erreicht". Das BZÖ sei draußen - da hatte er sich letztlich zu früh gefreut -, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel abgewählt, sowohl Rot-Grün als auch Schwarz-Grün sei unmöglich geworden. Ein besonders euphorisierter FPÖ-Mann: "Jetzt werden wir als Dritter den Kanzleranspruch stellen, so wie es Kanzler Wolfgang Schüssel 1999 getan hat."

Schwenk

Generalsekretär Herbert Kickl machte als erster FPÖ-Spitzenfunktionär den Schwenk in der Koalitionslinie. Bis kurz vor der Wahl war die FPÖ noch einen strikten Oppositionskurs gefahren. In einer ersten Reaktion auf das zweistellige Wahlergebnis dann der Kurswechel: Die FPÖ werde sich etwaigen Koalitionsverhandlungen "nicht verweigern", allerdings setze dies eine Richtungsänderung des Verhandlungspartners voraus. Wenig später wollte auch FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky eine Regierungsbeteiligung nicht mehr ausschließen. Er sei "aber Realist genug" und gehe davon aus, dass sich Schwarz und Rot "ein bequemes Koalitionsbett" richten werden, sagte Vilimsky, der die blaue Wahlparty im "Adam" ausrichtete.

Das Wahlergebnis werde jedenfalls keine Veränderung an der Wiener Parteispitze nach sich ziehen, war man sich in der FPÖ-Zentrale schon früh einig. Heinz Christian Strache werde auch in Zukunft Landesparteiobmann bleiben, obwohl er im Parlament sitzen und dort die Funktion des Klubobmannes übernehmen werde. (DER STANDARD, Printausgabe 2. 10. 2006)