Wien - Eine "Große Koalition" von SPÖ und ÖVP wäre aus Sicht des Linzer Volkswirtschaftsprofessors Friedrich Schneider "sicher die beste Regierungsform für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs". Die beiden Großparteien müssten in Sachfragen freilich "erst noch zueinander finden", doch könnte hier eine wiederbelebte Sozialpartnerschaft den Zusammenhalt ermöglichen, meinte Schneider am Sonntagabend zur APA in einer ersten Reaktion nach der Nationalratswahl.

Die SPÖ könne nun den Kanzler stellen in einer großen Koalition - eine Regierungsform, die er, Schneider, eigentlich nicht für gut halte, "denn die hat uns in den 90er Jahren viel Lähmung gebracht". Ein SP-VP-Kabinett wäre zwar "nicht reformfreudig", doch unter den gegebenen Umständen noch immer "vernünftiger". Dabei würde ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel aber sicher nicht den Juniorpartner abgeben, ist der Experte überzeugt.

ÖVP-FPÖ-BZÖ "nicht denkbar"

Eine VP-geführte Regierung mit FPÖ und BZÖ ist für den Linzer Uni-Professor "nicht denkbar", auch nicht eine Kombination VP-F-Grüne. Die Partei von HC Strache sei demokratisch ins Parlament gewählt, doch würde sich jeder, Wolfgang Schüssel inklusive, "sehr überlegen, ihn in eine Regierung mit hineinzunehmen", denn "das wäre auch international kein gutes Signal".

Der heimische Arbeitsmarkt würde zum Stillstand kommen, falls die Zuwanderung wie von Strache gefordert gestoppt werde, warnt Schneider. Dies würde dann auch eine immense Gefahr für die internationale Wettbewerbsfähigkeit darstellen. In der Bildungs- und Schulpolitik liege es an der künftigen Bundesregierung, den Reformstau beseitigen, wobei der Uni-Professor hofft, dass die Studiengebühren beibehalten werden. In Fragen wie steuerliche Entlastung, De-Regulierung und Privatisierung werde es eine große Koalition "schwer haben", da die Konzepte von SPÖ und ÖVP inhaltlich sehr weit auseinander lägen. (APA)