Nürnberg - 60 Jahre nach den Urteilen im Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozess hat die Stadt Nürnberg erstmals persönliche Aufzeichnungen des Pflichtverteidigers Friedrich Bergold (1899-1983) veröffentlicht. Sie seien ab sofort im Internet einzusehen, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Bergold hatte in dem rund elfmonatigen Prozess gegen die Führungsriege des NS-Regimes den ehemaligen Leiter der Reichskanzlei, Martin Bormann, vertreten. Bormann wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Das alliierte Militärtribunal hatte am 1. Oktober 1946 nach 218 Verhandlungstagen die Urteile gegen die Angeklagten verkündet. Zwölf der früheren Weggefährten von Adolf Hitler waren zum Tode verurteilt worden, drei erhielten lebenslange und vier langjährige Haftstrafen. Drei der Angeklagten wurden freigesprochen.

Für weltweites Aufsehen hatte der Prozess nicht nur wegen der verhandelten Gräueltaten gesorgt, sondern auch wegen der dabei angewandten Rechtsprinzipien: Statt Staaten und Völkern wurden erstmals Staatsführer individuell für die von ihnen befohlenen Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Die vier Siegermächte machten damit weltweit Schule. (APA/dpa)