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David Thomas, der Frontmann aus Cleveland, Ohio. Live am Freitag, dem 6. Oktober 20:00, in der Szene Wien und am 7. Oktober im Kino Ebensee

Foto: REUTERS/ Alex Halada
Lachen, obwohl man weinen möchte – die nachhaltige Wirkung von „Ubu Roi“, einer grotesken Parodie über Machtgier und Tyrannei von Alfred Jarry, sorgte im späten 19. Jahrhundert wegen seiner systematischen Durchbrechung der bestehenden Theaterkonventionen für Skandale. Das Stück wirkt bis heute nach: Wortkreationen wie Phynanz (Finanz) oder Schoiße fanden Eingang in die Sprache (bzw. auch in ihre Übersetzungen), ebenso das Adjektiv ubuesque . Oder auch durch die Band Pere Ubu, benannt nach dem gleichnamigen Stück aus dem 19. Jahrhundert, wenngleich auch der Ausgangspunkt nicht in Frankreich, sondern in den USA, in Ohio angelagert ist.

Mit ihrer ersten Single "30 Seconds Over Tokyo" legten Pere Ubu Mitte der 1970er Jahre eine Single vor, die mittlerweile als einer der ersten Punk-Songs überhaupt gelistet wird. Eine "Avant-Punk"- Band also, in der der gewichtige Frontmann David Thomas seither die Gedanken und Vorgänge, Ängste und Neurosen, die Menschen selten aussprechen, erforscht, und sich dabei eines Zynismus und Sarkasmus bedient, der seinesgleichen sucht.

Zwischen Melancholie und Agrressivität

„Why I Hate Women“, das 13. Album der Band, schließt an diese Anfangsperiode an. Musikalisch orientiert sich „Why I Hate Women“ am Frühwerk, es ist düsterer und härter als seine nahen Vorgänger, obwohl außer Thomas und Robert Wheeler keiner von der Original-Besetzung mehr dabei ist. Gitarrist Tom Hermann hat sich abgemeldet, Two-Pale-Boys-Gitarrist Keith Moliné folgte ihm nach. Mit dabei ist der EML-Synthesizer, seit Anfangstagen fester Bestandteil der Band, personifiziert durch Robert Wheeler. Auch dem aktuellen Album sorgt er dafür, dass ein Theremin die Grenzen des gewöhnlichen Gebrauchs überschreitet. Thomas selbst gibt sich dem Wechselspiel zwischen Wehtun und Wehklagen hin, mit einer Stimme, zwischen Melancholie und Aggressivität schwankend. Die Musik bleibt zerrissen, die Instrumente greifen abgehackt ineinander.

„This is an irony-free recording“ – ist im Booklet zum aktuellen Tonträger zu lesen, bedeute es, was es wolle. Vielleicht gibt die Live-Präsentation des Albums Aufschluss darüber, wie man diese Aussage verstehen kann.

Support: The Scarabeus Dream

Den Anfang des Abends in Wien machen The Scarabeus Dream, ein Duett aus Keyboards und Drums. Die Musik ist jenseits dieser Beschreibung angesiedelt, wenn die Pole des akustisch Möglichen erkundet und bereist werden. (red)