Schlussverkauf

Die Parteien machen Wahlkampf bis zur letzten Minute. Im Folgenden eine laufend erweiterte Ansichtssache der Abschluss-Veranstaltungen in chronologischer Reihenfolge ...

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Die Grünen haben am Freitag im so genannten "Marx-Palast" in Wien ihren Wahlkampfabschluss gestartet.

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Vor gut 200 SympathisantInnen riefen die Parteispitzen noch einmal zur Wählermobilisierung auf. Spitzenkandidat Alexander Van der Bellen betonte erneut die Wichtigkeit des Kampfes um den dritten Platz gegen die FPÖ.

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Er würde sich sehr wünschen, dass die Grünen zum ersten Mal vor "diesen Freiheitlichen" lägen, rief Van der Bellen seinen Anhängern zu und erinnerte daran, dass man laut Gerichtsbeschluss FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache eine "Nähe zum NS-Gedankengut unterstellen" dürfe.

Van der Bellen wörtlich: "Das Rennen um Platz drei ist arschknapp." Abgesehen davon wäre es nicht das erste Mal, dass von der drittstärksten Kraft größerer Einfluss als von Platz eins ausgehe, meinte er unter Gelächter der Anwesenden.

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In "zwei Halbsätzen" warb der "Elefant des Wahlkampfes" - wie er sich selbst in Anspielung auf die TV-Runde vom Vortag nannte - für das Grüne Programm, welches laute: "intelligent investieren" und "sinnvoll entlasten". Van der Bellen verwies auf die grünen "Kernthemen" wie die Gleichstellung der Frauen am Arbeitsmarkt, die "Notwendigkeit einer Energiewende" und eine Bildungsoffensive, wie sie Österreich "noch nicht gesehen" habe.

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Der von der ÖVP angekündigten Abschaffung der Erbschaftssteuer erteilte Van der Bellen eine Absage, die Regierung Schüssel habe lediglich vor, den "oberen Mittelstand" zu entlasten. Die "größte Entlastung" wäre hingegen der Rücktritt vom Kauf der Eurofighter.

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Bezugnehmend auf den "schmutzigen" Wahlkampf sprach Van der Bellen von einer "Schlammschlacht der Sonderklasse", welche die Grünen nicht notwendig hätten. Die Grünen seien "frei von Skandalen" und unabhängig von Interessensvertretungen: "Wir lassen uns von niemandem kaufen!", rief er.

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Gegen Mittag brachen die beiden Spitzenrepräsentanten der Grünen in den Westen und Süden Österreichs auf, um ein letztes Mal Wählerstimmen zu mobilisieren.

SPÖ, BZÖ und die FPÖ schließen ihre Wahlkämpfe am späten Freitagnachmittag ab. Die ÖVP kämpft länger. Ihre Schlusskundgebung findet am Samstagvormittag im Museumsquartier statt. derStandard.at informiert an dieser Stelle in Text und Bildern. (APA, red)

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SPÖ-Abschluss

SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer hat Freitagabend bei einer Großveranstaltung in der Löwelstraße zum Endspurt der roten Kampagne für die Nationalratswahl aufgerufen. Vor gut 3.000 Besuchern forderte er seine Gefolgschaft auf, die ÖVP in ihrer "Machtverliebtheit" abzuwählen und den Weg für ein neues Österreich freizumachen. Die Wähler bat er, am Sonntag für die SPÖ die Stimme abzugeben, ansonsten werde so mancher am Montag sagen - "Um Gottes Willen, warum bin ich nicht hingegangen".

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Der SPÖ-Chef verwies darauf, dass das Ergebnis sehr knapp ausfallen werde. Daher müssten jetzt noch einmal in den verbliebenen Stunden alle Anstrengungen unternommen werden: "Wir können, wir müssen und wir werden am Sonntag den Sieg schaffen." Auch Gusenbauer selbst wird übrigens am Samstag noch unterwegs sein. Geplant ist etwa eine letzte größere Veranstaltung am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten.

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In seiner Rede in einem Zelt vor der Parteizentrale in der Wiener Innenstadt nahm sich der SPÖ-Chef ein weiteres Mal vor allem Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zur Brust. So regte er etwa die Überlegung an, ob man nicht eine neue Maßeinheit einführen sollte: "Ein Schüssel ist zehn gebrochene Versprechen." Österreich brauche aber keinen Bundeskanzler der gebrochenen Versprechen, sondern einen Bundeskanzler, der sein Wort hält, warb Gusenbauer einmal mehr für sich selbst.

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Inhaltlich setzte Gusenbauer auf die aus dem Wahlkampf schon bekannten Themen. So versprach der SPÖ-Chef, sich für eine Sicherung der Pensionen einzusetzen, eine optimale Gesundheitsversorgung für alle anzubieten und bezeichnete die Bildungsreform als Herzstück seiner künftigen Politik.

Während sich der SPÖ-Chef und Kanzlerkandidat insgesamt in seinem gut halbstündigen Referat eher staatstragend gab, spielte Wiens Bürgermeister Michael Häupl den Einpeitscher, der heftige Attacken gegen praktisch alle politischen Mitbewerber ritt. So attestierte er etwa dem Grünen Bundessprecher Alexander Van der Bellen, am Wahlkampf gar nicht teilgenommen zu haben. Gleichzeitig warnte er vor einer Stimme für die Grünen, da er eine Koalition der Ökopartei mit der ÖVP vermutet: "Wer am Sonntag Grün wählt, wählt auch schwarz."

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Vehement abgelehnt wurde vom Bürgermeister auch die Ausländerpolitik wie sie von FPÖ und BZÖ betrieben wird. Hier attestierte er Rassimus und Antisemitismus. Ein Gutes hat es für Häupl, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nun aus der Kommunal- in die Bundespolitik wechselt: "Es hebt das intellektuelle Niveau im Wiener Landtag."

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Hauptangriffsziel war auch für Häupl freilich die ÖVP. Besonders empörte ihn, dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gestern davon gesprochen habe, dass Menschen aus Österreich "zwangsdeportiert" würden. Was den Bürgermeister zur Aufforderung brachte: "Verlassen Sie die Politik." Auch nicht charmanter ging Häupl mit VP-Wahlkampfleiter Reinhold Lopatka um, den er ohne namentlich zu nennen als "Hexenmeister der Kunst des Krötenbluts" bezeichnete.

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Für Häupl steht jedenfalls fest, dass es nun zu einer Wende kommen muss. Es sei wohl der "Oberlippenschweiß des Alfred Gusenbauer nicht wichtiger als wie die Zukunft des Landes gestaltet sei", wies der Bürgermeister immer wiederkehrende Spötteleien über den leicht schwitzenden SPÖ-Spitzenmann zurück.

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Das Showprogramm war wie während der gesamten SPÖ-Kampagne relativ gediegen. Neuerlich wurde auf Trommler und Geigerinnen gesetzt, immerhin die Edelseer kamen diesmal nicht zu Wort. Statt ihnen spielte Altstar Alexander Göbel. (APA)

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Und auch die John Otti-Band, die FP-Wahlveranstaltungen regelmäßig begleitete, schlug in eine ähnliche Kerbe. Auch Schmähs mit "Kongonegern" als Protagonisten waren dem Bandleader nicht zu tief.

Zahlreiche Passanten ließen sich auch von den Freigetränken locken. Einige wollten auch gar nicht zur Wahlveranstaltung, blieben aber, weil sie NachbarInnen oder Bekannte trafen: "Willst zum HC?" - "Na, zum C&A".

Die Wahl-Schlusskundgebung des BZÖ fand zur gleichen Zeit am Wiener Stock im Eisen-Platz statt und wurde von BZÖ-Chef Peter Westenthaler abermals genutzt, um nochmals vor einem Linksruck in Österreich zu warnen.

Seine Partei habe sich nicht in das Gefecht, wie z.B. zwischen Rot und Schwarz, eingemischt. Stattdessen prognostizierte der BZÖ-Chef die allerbeste Stimmungslage für den Wahlsonntag: "Die orangene Sonne wird scheinen und genauso orange wird es in den Wahlurnen sein."

Der treueste aller BZÖ-Fans stimmte ihm zu.

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Samstag: Gusenbauer am Viktor-Adler-Markt

SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer hat Samstag Vormittag am Wiener Viktor-Adler-Markt seine Wahlreise - genannt "Tour de Chance" - abgeschlossen. Ein letztes Mal forderte er seine Sympathisanten auf, der Sozialdemokratie eine Chance zu geben, damit es am 2. Oktober eine Regierung gebe, die ihre Versprechen auch einhalte: "Der ÖVP müssen wir die Augen öffnen, und das tut man am Besten, indem man die ÖVP abwählt und die Sozialdemokratie wählt."

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Inhaltlich spulte Gusenbauer bei seiner letzten großen Rede während der Wahlkampagne 2006 nochmals die bekannte Themenpalette herunter. Besonderes Augenmerk legte er im Arbeiterbezirk Favoriten auf die Pensionssicherung: "Anständige Arbeit für eine anständige Pension", vertrat Gusenbauer seine Devise, wonach man mit 45 Beschäftigungsjahren abschlagsfrei in Pension gehen können müsse.

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Ebenfalls nochmals zum Aufruf kam das Thema Arbeitslosigkeit. 100.000 Arbeitslose weniger werde es 2010 geben, versprach der SPÖ-Chef. Versprochen wurde von ihm ferner die Abschaffung der Studiengebühren. Kein Thema in Gusenbauers Rede war im Gegensatz zum gestrigen deftigen Auftritt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an selber Stelle die Ausländerpolitik.

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Auch wenn Gusenbauer sich erfreut zeigte, dass heute der Viktor-Adler-Markt endlich wieder "rot" sei, ganz wollte die politische Konkurrenz auch am Samstag nicht auf einen Auftritt im Zentrum des einwohnerstärksten Wiener Bezirks verzichten. Während es die ÖVP mit kleinen Ständen und einem Hammondorgel-Spieler ihrer Stärke entsprechend eher klein anging, prangte vis-a-vis von der roten Bühne auch eine große blaue Bühne, feiert doch die FPÖ zu Mittag gleich neben dem Viktor-Adler-Markt ihr Oktoberfest, bei dem auch Spitzenkandidat Strache erwartet wird. (APA)

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Zum Abschluss des blauen Wahlkampfs hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in alter Tradition den Viktor-Adler-Markt im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten beschallt. Geschlagene eineinhalb Stunden spulte er seine Parolen herunter. Bevorzugte Opfer seiner Angriffe waren Ausländer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Nach Polizeiangaben hatten sich bis zu 2.500 Menschen versammelt. Von den Polizeibeamten auf Distanz gehalten wurden 250 Gegendemonstranten.

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"Wenn es nach mir geht, würden kriminell gewordene Asylanten noch heute abgeschoben und nicht morgen", so Strache, der den Umbau der militärischen Herkules-Flieger zu Transportfliegern forderte.Man solle kriminell gewordene Ausländer in diese laden, "da können sie schreien und sich anurinieren so viel sie wollen. Das stört mich nicht." Der Staat könne sich nicht länger "auf den Kopf machen lassen".

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Er frage sich, wieso die "angeblich verfolgten Mongolen, Nigerianer oder Tschetschenen durch sechs bis zehn sichere Staaten reisen um dann in Österreich um Asyl anzusuchen". Straches Erklärung: "Diese angeblich verfolgten Menschen sind offensichtlich Wirtschaftsflüchtlinge oder Mitglieder der organisierten Kriminalität, die das Asylgesetz missbrauchen." Eigentlich dürfe es in Österreich keinen einzigen Asylwerber geben, da man von lauter sicheren Staaten umgeben sei.

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In Rot-Weiß-rot und gelb ist am Samstagvormittag in Wien die ÖVP in ihr Wahlkampffinish gegangen. Die Abschlussveranstaltung im Museumsquartier hatte passend zu dem am Freitag ausgerufenen "Kanzlermarathon" teils sportliche Züge und Parteichef Wolfgang Schüssel wurde von rund 2.000 Anhängern überschwänglich gefeiert. Er selbst lobte ausführlich die Partei und schwor die versammelten Mitstreiter noch einmal zum Wahlfinish ein.

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Bereits um 10.00 Uhr hatten sich die ersten Sympathisanten vor der eigens aufgestellten riesigen Bühne im Innenhof des Museumsquartiers eingefunden. Zu Klängen von Sandra Pires warteten sie auf den Auftritt ihres Spitzenkandidaten, der schließlich rund eine halbe Stunde später eintraf. Schüssel wurde ausgiebig bejubelt und bekam unter anderem eine Staffette mit den rund 21.000 Unterstützungserklärungen ausgehändigt, die die Aktivisten seines Personenkomitees in einem symbolischen Lauf durch die Bundesländer nach Wien getragen hatten.

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Passend zu den Österreich-Fahnen, die in der Menge geschwenkt wurden und die auch sonst üppig als Dekorationselement dienten, erklärte der Kanzler seine politische Heimat dann zur "Österreichpartei": "Die Partei, die Österreich vor dem Volk im Namen führt." Während man selbst in der Mitte stehe, gebe es vier Parteien auf der Linken und zwei Parteien auf der rechten Seite, die im Wahlkampf mitmischen würden.

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Neue Inhalte gab Schüssel bei seinem Abschlussauftritt nicht mehr zum Besten: Neben altbekannten Seitenhieben in Richtung SPÖ, etwa zu deren "Napalm"- und "Krebszellen"-Sagern, gab es minutenlanges Lob für die eigene Mannschaft. Minister für Minister wurde von Schüssel verbal vor den Vorhang geholt und für seine oder ihre Arbeit gelobt, nicht ohne auch hier wieder die Konkurrenz zu beleuchten: "Die anderen mögen auch Spitzenkandidaten haben, aber was sie im Gegensatz zu mir nicht haben, ist ein Team. Gähnende Leere ringsum."

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Generell feierte man sich vor allem selber, denn wer am Samstagvormittag den Weg ins Museumsquartier gefunden hatte, musste zum größten Teil ohnehin nicht mehr überzeugt werden: Optisch erkennbar an gelben Jacken und Rot-Weiß-roten Schals stellten die Mitstreiter die Mehrheit im Publikum. Sie alle wurden vor allem noch einmal "für den Endspurt, für die Final Lap" motiviert, wie Schüssel die letzten Stunden vor dem Urnengang bezeichnete. (APA)

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