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Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein stehen die heimischen Exporte dieses Jahr vor einem neuen Höhenflug.

Foto: APA/Ebenbichler
Wien - Österreichs Außenhandelsbilanz hat in den ersten sieben Monaten 2006 ins Plus gedreht. Die Einfuhren haben sich um 11,3 Prozent auf 60,12 Mrd. Euro erhöht. Noch kräftiger gestiegen sind die Ausfuhren mit einem Zuwachs um 12,2 Prozent auf 60, 21 Mrd. Euro, geht aus den vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria vom Freitag hervor. Daraus ergibt sich für die heimische Wirtschaft ein leichter Überschuss von 84,021 Mio. Euro - nach einem Defizit von 366,743 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Außenhandel mit Drittstaaten

Das Handelsdefizit von 1,97 Mrd. Euro, das Österreich mit den Mitgliedsländern der Europäischen Union hinnehmen muss, wird durch noch dynamischere Steigerungsraten im Außenhandel mit Drittstaaten wettgemacht: Die Importe aus den Nicht-EU-Ländern legten um 20,6 Prozent auf 15,74 Mrd. Euro zu, die Exporte dorthin weiteten sich um 17,2 Prozent auf 17,79 Mrd. Euro aus. Das ergibt ein Aktivum von 2,05 Mrd. Euro.

Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bezog Österreich im Berichtszeitraum Waren im Wert von 44,38 Mrd. Euro, das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent. Im Gegenzug betrug der Wert der in diese Länder versandten Waren 42,41 Mrd. Euro (plus 10,3 Prozent).

Im Berichtsmonat Juli 2006 stieg der Einfuhrwert gegenüber Juli 2005 um 9,2 Prozent auf 8,43 Mrd. Euro. Die Ausfuhren betrugen 8,29 Mrd. Euro und lagen um 6,1 Prozent über dem Vorjahresmonat. In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden im Juli 2006 Waren im Wert von 5,71 Mrd. Euro versandt (plus 4,6 Prozent) während Waren im Wert von 6,30 Mrd. Euro aus der EU-25 bezogen wurden (plus 8,9 Prozent). Das Handelsdefizit belief sich auf 591 Mio. Euro. Die Importe aus Drittstaaten erhöhten sich um 10,2 Prozent und erreichten 2,13 Mrd. Euro. Die Exporte stiegen um 9,6 Prozent auf 2,58 Mrd. Euro. Das Aktivum der Handelsbilanz mit Drittstaaten betrug 451 Mio. Euro.

Bartenstein - Exporte steigen heuer über 100 Mrd. Euro

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein stehen die heimischen Exporte dieses Jahr vor einem neuen Höhenflug: "Wir werden heuer die 100-Milliarden-Euro-Schallmauer durchbrechen", teilte Bartenstein am Freitag in Reaktion auf die jüngsten Außenhandelsdaten mit. Damit sei es realistisch, dass die österreichischen Warenexporte in 2006 einen Anteil von 40 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellen werden. Zum Vergleich: Vor etwa zehn Jahren (1995) lag der Anteil bei nur 25 Prozent.

Bereits in den ersten sieben Monaten 2006 habe sich Österreichs Außenwirtschaft "hervorragend behauptet" - nicht nur in den traditionellen Regionen der EU-15 (Italien: plus 12,4 Prozent, Griechenland: plus 27 Prozent, Portugal: plus 32,4 Prozent) und den neuen Mitgliedstaaten (Polen: plus 26,4 Prozent) sowie den Beitrittsländern (Rumänien: plus 27,4 Prozent, Bulgarien: plus 22,6 Prozent). Auch in den bedeutendsten außereuropäischen Zielländern wie Russland (plus 34 Prozent) und den USA (plus 20,7 Prozent) oder auf Wachstumsmärkten wie der Ukraine (plus 32,8 Prozent), Indien (plus 38,9 Prozent) und Korea (plus 30,9 Prozent) hätten die heimischen Exportunternehmen überdurchschnittliche Erfolge erzielen können. Besonders signifikant erweist sich das Exportwachstum in den arabischen Raum (Saudi-Arabien: plus 94,3 Prozent, Vereinigte Arabische Emirate: plus 56,6 Prozent).

Mehr als die Hälfte des BIP

Die Gesamtexporte (Waren und Dienstleistungen) betragen mehr als die Hälfte des BIP. Damit ist die Außenwirtschaft wichtigster Impulsgeber für den heimischen Arbeitsmarkt: Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz hängt vom Export ab, laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) entstehen durch jedes Prozent Exportwachstum 7.000 neue Jobs.

"Mit dieser Erfolgsbilanz unterstreicht die österreichischen Außenwirtschaft in beeindruckender Weise ihren weltweiten Markterfolg und ihre Rolle als Konjunktur- und Jobmotor Nummer 1 in unserem Land und trägt wesentlich dazu bei, dass die Zahl der Arbeitslosen in Österreich deutlich sinkt", so Bartenstein.

Leitl erwartet für 2006 ausgeglichene Handelsbilanz

"Die starke internationale Verflechtung der heimischen Wirtschaft mit der Weltwirtschaft ist einer der Erfolgsfaktoren Österreichs, und es ist uns gelungen unsere Exporte nachhaltig anzukurbeln", kommentierte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Christoph Leitl, am Freitag die jüngsten Außenhandelszahlen der Statistik Austria.

Der Ausfuhrzuwachs von 12,2 Prozent und der Überschuss von 84 Mio. Euro in den ersten sieben Monaten 2006 sei nach dem Minus von 367 Mio. Euro im Vergleichzeitraum des Vorjahres "ein besonders erfreuliches Ergebnis". "Das heißt, dass wir uns unserem Ziel - dem Durchbrechen der 100-Mrd.-Euro-Schallmauer - mit großen Schritten nähern."

Für das Gesamtjahr rechnet Leitl mit einem Exportwachstum von 9 Prozent und einer ausgeglichenen Handelsbilanz. "Damit schaffen wir rund 63.000 zusätzliche Arbeitsplätze in Österreich und bringen 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen für den Finanzminister."

Internationalisierungsoffensive

"Die Internationalisierungsoffensive von Bundesregierung und Außenwirtschaftsorganisation (AWO) der WKÖ zeigt so ihre positive und nachhaltige Wirkung für Wohlstand und Konjunkturwachstum in Österreich", so der WKÖ-Präsident. Durch eine verstärkte Cluster-Förderung mit Export-Schwerpunkt soll das Internationalisierungsprogramm insbesondere auch Klein- und Mittelbetrieben den Sprung über die Grenze erleichtern.

"Stärker zugenommen als die Importe haben die Ausfuhren österreichischer Waren auch in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Mit Exportzuwächsen von 10,3 Prozent und einem Importplus von 8,4 Prozent konnten wir auch hier unser Handelsbilanzdefizit verbessern", freut sich Leitl. Überdurchschnittliche Steigerungen wurden in die Länder Afrikas (23,7 Prozent), Nordamerikas (18,9 Prozent), Asiens (21,6 Prozent), des Nahen- und Mittleren Ostens (32 Prozent), Osteuropas (14,4 Prozent) oder in die GUS-Staaten (32,8 Prozent) erreicht. (APA)