Berlin - Mit einer großen Ausstellung erinnert das Jüdische Museum Berlin zum ersten Mal detailliert an das Schicksal jüdischer Familien, die sich aus dem nationalsozialistischen Deutschland retten konnten. Die Schau "Heimat und Exil. Emigration deutscher Juden nach 1933" zeichnet individuelle Lebenswege nach, die neben den begehrten Zufluchtsländern USA oder Palästina bis nach Schanghai oder in die Dominikanische Republik führten. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Familien, die ohne so genannten Prominenten-Bonus und gegen alle Widerstände irgendwo auf der Welt einen Unterschlupf suchten.

Rund 280.000 deutsche Juden sind nach 1933 in mehr als 90 Länder der Erde emigriert. "Fast jeder weiß etwas über Einstein und Princeton", sagte Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums Berlin, bei der Vorstellung der Schau am Donnerstag. Doch was ist mit den jüdischen Familien, die sich als Hühnerfarmer in den USA oder als Krokodiljäger in Bolivien durchschlugen? Wer kennt das Schicksal der jüdischen Passagiere des Ozeandampfers "St. Louis", die 1939 glücklich im Hafen von Havanna landeten, nicht von Bord gehen durften und wieder auf Deutschland zusteuern mussten - in den sicheren Tod?

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte in Bonn entstanden. Sie setzt ganz bewusst darauf, mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Emotionen zu wecken. Die kleinen, persönlichen Erinnerungen ergänzen rund 1.500 Exponate, die Besucher der Schau immer tiefer in die perfide NS-Ideologie und die systematische Ausgrenzung der deutschen Juden hineinführen. (APA/dpa)