Xiu Xiu: The Air Force

Xiu Xiu sind Gold. Wer sie kennt, weiß sie kaum zu beschreiben, wer sie beschreiben soll, kennt nur Verweise. Kaum eine Rezension, die sich nicht der üblichen "unbeschreiblich
/einzigartig"-Prädikate und Vergleiche mit Bands – Joy Division und die Smiths geistern hier unpassenderweise immer wieder durch die Zeilen – bedient. Bei so viel musikalischer Eigenwilligkeit ist das auch nur zu verständlich. So viel kann gesagt sein: Wer sich mit einer gewissen Neigung zur abgedunkelten Weltbetrachtung ausgestattet sieht und nicht-lineare, collagenreiche Kompositionen sympathisch findet, könnte auch in die Xiu Xiu`sche Zielgruppendefinition - sollte es eine geben - passen. „The Air Force“ ist zwischendurch aber durchaus rosig anzuhören. Am besten selbst überzeugen: Xiu Xiu auf MySpace. (5rue Chris/Trost)

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Xiu Xiu

Foto: Xiu Xiu

VOLT: Rörhät

Kennen Sie Chemnitz? Zur Info: In keiner Stadt der Welt werden weniger Kinder geboren als hier! Klarer Fall, dass die Wenigen, die es doch durch den Geburtskanal geschafft haben, sich nicht als Singer-Songwriter der Symbolik tau-benetzter Herbstzeitlosenwiesen widmen. Sondern kellermiefigem Noiserock. VOLT, eine dreiköpfige, jung-verbrauchte Kombo aus der sächsischen Industriemetropolis, erfreut auf ihrem Debütalbum mit einigen erfrischend klampfigen Lärmhadern, die nicht auf extra-hart machen. Gebrüllt wird auf Englisch, die Songnamen sind großteils mit der deutschen Sprache verwandt. Anspieltipp: Kreuz (Song 01). Weiterhören auch kein Fehler. (Soulfood)
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VOLT

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The Hidden Cameras: Awoo

Versteckte Kameras gelten in Kampusch-Zeiten nicht mehr als uneingeschränkte Sympathieträger. Blöd. Nun muss man aber zur Verteidigung der Hidden Cameras sagen, dass sich die ständig metamorphierende Gruppe um Joel Gibb diesen Namen schon vor längerer Zeit ausgesucht hat. Und nun zur neuen Platte: Gibb ist wieder großteils fröhlich, was bestimmt damit zusammenhängt, dass er als schwuler Wahl-Berliner fast die selben Rechte hat wie als heterosexueller Original-Deutscher. „Awoo“ ist ein weiteres verträumtes Stück Gay Church Folk Music, wie es Gibb gerne nennt. Hausübung: Platte entgeltlich erstehen und bis zum WUK-Konzert am 29.10. intensiv konsumieren. Denn live sind die sowieso am besten. (Rough Trade/Edel)

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The Hidden Cameras

Foto: Hidden Cameras

The Mars Volta: Amputechture

Das dritte Album der Kreativpartnerschaft Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala ist, anders als die beiden Vorgänger, kein Konzeptalbum. Wenn es Figuren gibt, die sich durch alle - und bis zu knapp 17 Minuten lange - Songs spinnen, dann sind es die Charaktere der Stimme Bixlers, der Gitarrensoli Rodriguez' und Frusciantes (ja, der von den Red Hot Chili Peppers), und der feinsinnigen Beats des Schlagzeugers Blake Fleming. Teils klingt Amputechture wohl zu sehr nach klassischem Latin Rock, in manchen Gitarrenarrangements dominiert Barock den Rock, aber dennoch: Auch dieses MV-Album kann und soll lange, oft und laut gehört werden. (Golden Standard Labs/Universal)
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Foto: The Mars Volta

Holiday For Strings: Untitled

Soundkulissen sind etwas anderes. Holiday for Strings, ein vor sechs Jahren in Schweden ins Leben gerufenes Quintett, konfrontiert auf ihrem unbetitelten Album mit Kompositionen, die den gemeinen HörerInnen unerhört viel Aufmerksamkeit abverlangen. Die sieben im Schnitt sechsminütigen Instrumentalstücke mit Minimal-Stimmeinlagen führen mit ihren langen Anläufen, Brüchen und Andeutungen mitunter zur Nervositätsattacken. Wer sich für dieses Gipfeltreffen von Saiten- und elektronischen Effekten aber konsequent Urlaub nimmt, macht durchaus interessante, neue Soundbekanntschaften. Insofern hebt sich „Holiday For Strings" eindrucksvoll von der schreienden Menge der alt erscheinenden Neuerscheinungen heraus. (Still Records/Soul Seduction)

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Holiday For Strings

Foto: Still