Am Anfang war das Kino. Und zwar das Kino in Wiesen, im Burgenland, betrieben von den Eltern von Wolfgang Murnberger. Und damit Erfahrungen aus erster Hand mit allem, was ein Kino in den 60er-und 70er-Jahren ausmachte, bis hin zum Sportgummi draußen an der Kassa. Wenn man Wolfgang Murnbergers erstem, autobiografischem Spielfilm Himmel oder Hölle (1990) Glauben schenkt, ging damals eins ins andere: Das kindliche Spiel mit einem analytischen Blick auf Filmkader und Projektion; konkrete Blickwinkel und Gerüche mit Ahnungen von einer großen weiten Tschinbum-Welt.

 

Zuerst wollte der 1960 Geborene aber Rockmusiker werden. Und dann Künstler. Erst mit 23 Jahren schrieb er sich an der Wiener Filmakademie ein. Aber ein gewisser Mangel an Hast ist kennzeichnend für Murnberger wie auch für seine Arbeiten:

Mit dem zweiten, auf eigenen Bundesheererinnerungen basierenden Spielfilm Ich gelobe war er endgültig ein Liebling der heimischen Cineasten. Dann kamen immer wieder überaus erfolgreiche Fernsehspiele. Warum muss man den Leuten also immer noch erklären, wer Wolfgang Murnberger ist?

Österreich ist anders. Da ist selbst ein erfolgreicher Regisseur wie Harald Sicheritz eine anonyme Größe. Und mit Murnberger, dessen TV-Auftragsarbeiten ( Brüder oder Taxi für eine Leiche) die Cineasten weniger interessierten, verhält es sich nicht anders. Es bedurfte schon des genauen, liebevollen Blicks eines Wolf Haas, der einmal in einem Interview mit dem Standard meinte: Für eine Verfilmung seiner Brenner- Krimis hätte er eigentlich nur einen Wunschregisseur – Wolfgang Murnberger.

Zwei Jahre später wurde "Komm, süßer Tod" zu einem der größten Erfolge des heimischen Nachkriegskinos. Einpaar Jahre später lag man nicht falsch, wenn man Silentium ähnliche Aussichten vorhersagte.

Im Hintergrund blieb und bleibt aber, wenn etwa Haas und Josef Hader von Talk zu Talk weitergereicht werden, weiterhin der Regisseur und Koautor:

Manchmal ist Murnberger erstaunt, „dass man eher selten was von mir wissen will“. Öfter noch aber scheint er darüber fast erleichtert. Richtig einzutauchen in eine „Branche“ oder „Szene“ – das ist ihm wiederum auch nur in Maßen möglich: Mit seiner Frau und vier Kindern bewohnt er seit Jahren einen Bauernhof in Niederösterreich.

Selbst nach exzessiveren Arbeitstagen wie etwa beim Schnitt von Silentium nimmt er nächtens noch die Fahrt nach Hause auf sich.

Befragte man Wolfgang Murnberger nach Silentium, was der nächste, der dritte Brenner-Film sein könnte, dann schwankt er noch zwischen Wie die Tiere und Das ewige Leben. Letztlich einigten sich ale Beteiligten auf Der Knochenmann. Und Wolf Haas bleibt er mehrfach verbunden: Etwa wenn er ein paar Folgen zur neuen, auf einer Idee von Haas basierenden ORF-Serie Vier Frauen und ein Todesfall drehte.

Claus Philipp